LAS VEGAS – Stadt der Superlative. Stadt der 1 Millionen Lichter. Stadt des Wahnsinns. Sind am 2. Januar von Gatwick nach Las Vegas geflogen. 10 Stunden. Mit Virgin Atlantic, in einer 747 mit dem herrlichen Namen „Hot Lips“. Die Namen der Virgin Flieger sind toll, wesentlich spaßiger als Deutsche Städtenamen wie Herborn, oder Frankenthal – sorry Lufthansa. Nun also Las Vegas! Viva!
Strip!
Die Zeitverschiebung von 8 Stunden haben wir wettgemacht, in dem wir uns noch einige Stunden auf dem „Strip“ vergnügten. Der Spitzname des Las Vegas Boulevards beheimatet mehr Lichter und Leuchtreklamen als gesamt North Dakota (geschätzt). Über diesen US-Staat ging es auf dem Hinweg, und Rene bemerkte „über zwei Stunden Flug und keine nennenswerten Orte“. Also Einöde. Das Gegenteil von Vegas. Der Strip hat uns am ersten Abend bis 20 Uhr wachgehalten (mich), und bis 22 Uhr inklusive Roulette Spiel (Rene).
Am nächsten Morgen geht’s voller Tatendrang los. Frisch gestärkt und bei angenehmen Tages-Temperaturen von 18 Grad Anfang Januar erkundeten wir den Strip zu Fuß. Start ist unser Hotel Treasure Island. Frühstück im Venetian. Am Mirage vorbei. Vom Caesars Palace, vorbei am Flamingo zum Bellagio. Ins Cosmopolitan rein und weiter zum New York. Am Excalibur entdecken wir die Trambahn zum Mandalay Bay. Jaaa danke!!! Tram!! Mittlerweile waren wir fuß lahm. Und noch lange nicht am Ende. Ziel im Mandalay ist das Hai Aquarium. Um vom Eingang des Mandalay zum Aquarium zu kommen, sind wir 15 Minuten unterwegs.
Es stinkt! Ein Anschlag auf Nase und Ohren
Alle Hotels in Vegas sind gleich. Als erstes riecht es. Ich bezeichne es als Anschlag auf meine empfindlichen Geruchsnerven! Die Geruchs-Mischung aus Zigaretten-Rauch (wo nicht gegessen wird, darf auch drinnen geraucht werden!) und alten verramschten Teppichen wird mit einer Riesen Portion künstlichen Ami-Duftstoffen versucht zu übertünchen. Gern genommene Geschmacksrichtungen sind Erdbeer-Kaugummi, so was wie Hubba-Bubba. Aber penetranter. Und dadurch ekeliger. Die Nase ist also erst mal versorgt.
Nun kommen die Ohren dran! Das Stete „ding-ding-ratsch-pling-klimper-raschel-dröhn“ der gefühlten- 10.000 Slot Maschinen pro Hotelhalle paart sich mit dem Gejohle der Party-People und der Hintergrund-Musik. Ruhe ist anders. Wer Ruhe will, kann ja nach North Dakota fahren!
Hai Aquarium
Ach so, wir waren ja im Hai Aquarium. Das war ganz nett. Habe einiges über Fisch-Schutz gelernt. Ozean Überfischung, und so. In USA werden 130 Millionen Fische als Haustiere gehalten. Ganz schön viele. Rene fand die angepriesenen Haie nicht so überragend, er hat das aber auch alles in der Natur gesehen. Wir haben genug. Also 15 Minuten wieder zurück durchs Hotel. Wir müssen ja den Strip wieder ganz runter. Erst mal mit der Tram, und dann dem Mono Rail. Tram ist kostenlos, Monorail kostet US5 pro Person. Ist uns egal, wir hätten auch mehr bezahlt. Erst mal ein Nachmittags-Schlaf im Treasure Island, Vegas ist anstrengend.
Celine Dion
Dann abends Renès Highlight: Celine Dion Konzert in Cesars Place. Punkto Shows haben es die Amis einfach drauf. Die Beleuchtung, der Sound, die Effekte¦ Wahnsinn. Celine sang sogar ein Duett mit sich selbst! Die 2. Celine wurde einfach auf die Bühne projiziert. Später kam dann noch Andrea Boccelli. Schade, dass Frank Sinatra nicht noch auftrat. Oder Michael Jackson. Toll, was mit Technik heute alles geht. Das Repertoire des Abends umfasste viele Balladen und Cover Songs (warum singt Celine Dion so viele Cover Songs?). Rene hätte lieber das rockige von ihr gehabt. Schade. War trotzdem nett, auch für einen Nicht-Celine Fan wie mich.
Hop on und off. Nix mehr zu Fuss!
Das mit dem Laufen hat sich seit gestern erledigt. Heute fahren wir Bus! Hop on – Hop off, wie in London. Mit Kopfhörern und Erklärungen. Super. Ganz entspannt.
Nach dem Frühstück – dieses Mal im Wynn Hotel – gondeln wir entspannt los Richtung Downtown Las Vegas. Also entgegen unserer gestrigen Route. Bei wieder strahlend blauem Himmel geht‘s hinein in das alte Las Vegas. Viele alte Hotels sind abgerissen und durch Neue ersetzt. Manche alten Hotels sind abgerissen, und der Neubau ist dank der Lehmann Krise 2008 nie fertig gestellt worden Zahlreise Blocks sind noch nicht mal halb fertig und rotten vor sich hin. Das TRUMP Hotel war als Apartmentblock gedacht, und vor Baubeginn bereits ausverkauft. Dann kam die Krise. Danach unterzeichneten nur noch 23% den ursprünglichen Apartment Vertrag. Somit machte Donald ein Hotel daraus. Andere Parzellen mittendrin sind unbebaut. Daraus ergibt sich ein irgendwie surreales Stadtbild abseits des Strips.
Die Tour Guides (Charly auf der Hinfahrt, und Renee auf der Rückfahrt) erzählen sehr interessant, wie sich die Krise 2008 auf Las Vegas auswirkt. Das mag ich an Amis: Sie sind ehrlich. Engländer eiern immer um den heißen Brei herum. Amis nicht.
Wie hat also die Krise Vegas verändert? Die Besucherzahlen haben sich nicht verändert. Vegas hat insgesamt 150.000 Hotelzimmer, die jede Nacht gefüllt werden wollen. Hier ist das ganze Jahr Saison, hauptsächlich von Mittwoch bis Sonntag. „Nach Las Vegas kommt niemand nur 1“, heißt es. Kann sein, die Stadt ist spannend! Ich denke ein 10Jahres Rhythmus ist gut. Ich bin 2002 das erste Mal in Vegas gewesen, und jetzt 2012 wieder.
Strom aus Colorado
Strom und Wasser für Las Vegas, aber auch Los Angeles, kommen vom Hover Staudamm, und damit aus den Bergen Colorado‘s. Sollte also Colorado irgendwann keinen Schnee mehr auf den Bergen haben, geht in Vegas das Licht aus. Aber soweit denkt hier niemand.
Girls aus North Dakota
Renee erzählt weiter. Es sei zwar verboten, aber es gibt durchaus Prostitution in der Stadt. Woran erkennt man eine Prostituierte? Daran, das sei als Einzige elegant auf 12cm Absätzen laufen kann! Alle anderen Girls meinen immer, sie müssten sich extra für Las Vegas rausputzen, und quetschen ihre North Dakota Füße in Stilettos. Naja, wir kennen die Bilder….
Außer die Damen aus der Horizontalen, die wissen wie man in High Heels läuft. Abends beobachte ich mit Arges Augen die vorbeilaufenden Damen und begutachte Gang und Schuhe!
Fakt ist, die Gäste von heute spielen weniger, das Geld wird eher für Essen und Shows ausgegeben. Was die Hoteliers auf den Plan ruft, die jedoch noch kein Mittel zum Gegensteuern gefunden haben. Das alles erfahren wir, während uns der Bus gemütlich durch die Gegend kutschiert. Hop on – Hop off ist toll! Renee (die Tour Guide) erzählt, dass sich viele Touristen am ersten Tag zu Fuß über den Strip schleppen, danach völlig fertig sind, und am 2. Tag mit Blasen an den Füßen bei ihr im Bus landen. Aehm, ich fühle mich ertappt. Ich habe auch Blasen und sitze nun im Bus. Egal.
Oompah pah
Wir hoppen weiter! Nachmittags hoppen wir off im Hofbräu Haus Las Vegas. Ein Pflichtbesuch für uns, schließlich betreiben wir Bayerische Bierhäuser in England. Also lass mal schauen, wie die Amis das unter dem Dach der HB-Marke machen (wir sind immerhin eigenständig, und an keine Biermarke gebunden).
Das liegt abseits vom Strip, gegenüber dem Hard Rock Café & Hotel. Viel Laufkundschaft ist hier nicht, denken wir. Gegen 14 Uhr ist es recht leer. Erst mal ein Bier und einen Riesling bitte. Dazu Brotzeitteller (Rene) und Schnitzel (ich). Ich gebe der Kellnerin meine Visitenkarte, und frage ob der Besitzer da ist. Sie gibt die Karte weiter, und 3 Minuten später kommt Gründer und Besitzer Toni an den Tisch. Wie nett!
Toni erzählt. Nach Start-Schwierigkeiten lauft es nun erfolgreich. Niemand kannte Hofbräu im Westen der USA. Mit viel Marketing haben sie das nun geändert. Im Jahr 220 000 Gäste, die im Durchschnitt 1,1 Liter Bier trinken. Hier sind Kinder und Frauen mit eingerechnet. Ist trotzdem wenig, Engländer trinken mehr, denken wir. Jeden Abend spielt eine Band aus Österreich. Diese wechselt monatlich. Die Kosten hierfür (Flug, Hotel, Gage, Agentur..) sind der größte laufende Posten. Wir tippen auf ca. US 30.000 pro Monat. Wahnsinn. Rechnet sich das?
Die Deutsche Mentalitaet
Im Service arbeiten 35 Amerikanerinnen. Der anfängliche Versuch auch ca. 7 Deutsche einzustellen, scheiterte an der Deutschen Mentalität. Amerikaner sind einfach Service orientierter. Können wir verstehen, nach nur 3 Tagen in USA fällt es uns überall auf: Amis sind einfach super nett und professionell. Hier zahlt man gerne Trinkgeld.
Toni führt uns noch durch die Küche. Wow. Beeindruckend. Riesig. Soviel Platz. Davon können wir in London nur träumen. Aber das gibt es in USA: Viel Platz. Alles ist grösser. Wir verabschieden uns, nicht ohne Toni nach London eingeladen zu haben. Wir sind ja schließlich quasi Kollegen.
Golfen in der Wüste
Zum Abschluss von unserer Nevada Tour gehen wir dann noch eine Runde Golf spielen – im Paiute Golf Resort. Ein Golfball landet natürlich in einem Kaktus. Klar, das musste ja passieren. Strafschlag?! Was eine Szenerie in Nevada. Abends noch ein wenig gespielt und ins Bett, denn morgen früh geht’s mit einem Mietwagen die 400 Kilometer nach Los Angeles. Road Trip.
Spielen in Las Vegas hat mich so gar nicht gereizt. Warum? Das habe ich mich selbst gefragt. Denn ich spiele doch gerne. Meine eigene ehrliche Antwort besteht aus 2 Gründen: Grund 1: Mit fehlt die Interaktion mit Mitspielern (nicht mit Computern). Grund 2: hier kann ich nicht bescheißen!