Acebuchal – Das Geisterdorf in Andalusien

Im Hinterland von Nerja, kurz hinter dem als ‚schönstes Dorf von Andalusien‘ bekannten Frigliana, scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Acebuchal liegt in den Bergen, im Nationalpark der Sierra Tejada, Almihara und Alhama in der Axarquia Region. 1948 wurde es verlassen. Die Natur eroberte sich ihr Reich zurück, die Häuser verfielen. Erst im Jahr 1998 – 50 Jahre später! – kehrte ein ehemaliger Bewohner zurück, und hauchte Acebuchal wieder Leben ein.

Auf Spanisch heißt der Ort bis heute El Pueblo perdido – „Das verlorene Dorf“ – oder El Pueblo Fantasma – „Das Geisterdorf“
Acebuchal

Acebuchal wurde ursprünglich im 17. Jahrhundert gegründet und liegt auf der Route der alten Maultier-Wege, die zwischen Granada und Malaga verliefen. Das Dorf war eine wichtige Station für die Maultiertreiber, die hier eine Verschnaufpause einlegten und ihre Vorräte auffüllten. Mensch und Tier erholten sich und sammelten neue Kräfte für die beschwerliche Reise durch die weitläufigen andalusischen Berge.

Blutiger Bürgerkrieg

Der Spanische Bürgerkrieg 1936 – 1939 brachte schwere Zeiten. Wie in vielen anderen andalusischen Dörfern, wurde auch in Frigiliana und Acebuchal während des spanischen Bürgerkrieges viel Unrecht verübt.

Frigiliana wurde im Juli 1936 von den Republikanern als „Rotes Dorf“ erklärt. Doch die Faschisten nahmen das Dorf im Februar 1937 ein und übten Rache an jedem, der ihnen zu kommunistisch erschien. Es folgten Erschießungen und Gräueltaten. Diese Terrorherrschaft trieb viele Dorfbewohner in die umliegenden Berge, wo sie eine linke Guerillabewegung bildeten, die von einem aufmüpfigen Einheimischen namens José Muñoz Lozano angeführt wurden.

Versteck in den Bergen

Die wilden Bergmänner nannten sich „Marquis“ und versteckten sich in den Wäldern, um von hieraus gegen die faschistischen Besatzer zu kämpfen. Der Bürgerkrieg dauerte volle drei Jahre und endete 1939 mit dem Sieg Francos, dessen Häscher sämtliche Widerstandskämpfer aus den Dörfern vertrieben und verfolgten. Die „Marquis“ standen ganz oben auf der Liste der andalusischen Aufmüpfigen!

Damit begann ein blutiger Guerilla-Krieg gegen die von Franco eingesetzte Guardia Civil, der bis 1952 andauerte. Frigiliana und Acebuchal lagen direkt an der Frontlinie. Die Dorfbewohner wurden von beiden politischen Seiten drangsaliert, und letztendlich wurden die 200 Bewohner von Acebuchal ohne Vorwarnung aus ihren Häusern vertrieben. Sie mussten fliehen und hinterließen all ihre Habseligkeiten, ihre Häuser und ihr Vieh. In den folgenden 50 Jahren verfiel das Dorf.

Erst im Jahr 1998 kehrte Antonio Senior – El Zumbo! – der Sohn ehemaliger Dorfbewohner – nach Acebuchal zurück. Antonio Garcia Sénchez und seine Frau Virtudes machten sich daran, die Häuser im Dorf zu restaurieren, und wieder aufzubauen. Eine schwere Aufgabe, wenn man bedenkt, dass es weder Wasser noch Strom gab!

Um die Jahrtausendwende kam der Tourismus

Zur gleichen Zeit nahm der ländliche Tourismus in der Gegend zu, und viele der im Exil lebenden Familien kehrten zurück. Heute sind 36 Häuser in Acebuchal restauriert, es gibt eine Kapelle, zwei Restaurants und eine Pension. Das alte Kopfsteinpflaster ist ausgebessert und der ganze Ort erstrahlt in neuem Glanz!

Hübsche Pastellfarben, viel in Flieder und Blau gehalten, und farbenfrohe Blumen schmücken die Gebäude. Aus nostalgischen Gründen sind ein paar verfallene Häuser erhalten geblieben. Antonio und seine Familie betreiben heute das Restaurant im Ort „El Acebuchal“.

Restaurant Bar El Acebuchal

Wow! Das Essen ist ein kulinarischer Hochgenuss. Eines der besten – wenn nicht DAS BESTE – was wir in der Gegend erleben durften. Die Küche ist den Jahreszeiten angepasst, viele Gerichte bestehen aus Ziegen, Lamm, Wildschwein, Kaninchen und Wild. Ganz klar Hausmannskost. Selbst gekocht. Keine Mikrowellen-Pampe, die man an der Küste manchmal bekommt.

Als erstes kommt das hausgemachte Brot mit einem Teller Olivenöl und Kräutern (Rosmarin ist das Beste!) auf den Tisch. Der große Laib kommt frisch aus dem Ofen. Wer es nicht aufessen kann, bekommt eine Papier-Tüte und nimmt das Brot mit nach Hause. Ich empfehle dazu einen Teller mit Wurst oder Käse! Die Chorizo und die Blut-Wurst sind unbeschreiblich lecker. Es folgt das Hauptgericht. Es ist schwierig hier etwas zu empfehlen, da alles kulinarische Hochgenüsse sind. Frisch. Ehrlich. Selbst gekocht. Wer dann noch kann, macht sich über die Kuchen oder das Eis her. Auch hier: Alles hausgemacht.

Der Innenraum des Restaurants gleicht einem Museum: An den Wänden hängen unzählige Fotos, die die ehemaligen Bewohner, das Dorf und das tägliche Leben in den vergangenen Tagen zeigen. Antonio betreibt ein kleines Geschäft im Ort, in dem er die hausgemachten Spezialitäten – Fleisch, Käse, Honig – verkauft. Und Antonio ist ein Verkaufstalent, er könnte Eskimos Eis verkaufen! Wir erstehen selbstgemachten Ziegenkäse für 10 Euro, nehmen es mit Humor und  sind sicher, der Käse ist geweiht.

Die Anfahrt nach Acebuchal

Die Anfahrt von Frigliana ist bis zum gut gekennzeichneten Abzweig einfach zu finden. Dann wird die Straße einspurig, ist jedoch bis circa 2 Kilometer vor Acebuchal asphaltiert. Die letzten Kilometer sind eine Schotter-Piste, die für normale Autos gut zu befahren ist. Für Wohnmobile oder gar Busse ist das jedoch nicht machbar.

Wir waren an einem sonnigen Tag Anfang des Jahres in Acebuchal. Mit seiner grünen Wald Landschaft erinnerte es uns an Österreich und die Schweiz. Ein ruhiger Ort, immer noch abseits des touristischen Pfades. Ich dachte sogar daran, nicht darüber zu schreiben, um es ein bisschen geheim zu halten. Aber es ist zu schön. Und das Essen war zu gut. Hausgemacht. Ein toller Ausflug und sehr leckere Abwechslung zur Küste.

Dieser Youtube-Clip (und viele andere) zeigt das Dorf.

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Sabine von Reth
Rene von Reth

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