Panne! Zwangspause in Suchedniow – kurz vor Krakau. Wie kam das?
Erstmal Vilnius
Also: ich hole ein wenig aus. Bevor wir das Baltikum verlassen steht noch Vilnius, die litauische Hauptstadt auf unserem Programm. Stadtbesichtigungnen kosten viel Energie, will man sich der Stadt, Kultur, Geschichte und den Sehenswürdigkeiten vernünftig widmen. Energie, die wir auf unserer Reise nicht aufbringen. Auch mag unser Hund Rocky überhaupt keine Städte, und veranstaltet regelmäßige Sitz-Blockaden, wenn Autos oder Straßenbahnen vorbei fahren. Wir kürzen also den Besuch Vilnius’ auf das für uns wesentliche ab: Republik Uzupis und die Altstadt.
Uzupis
Ein Stadtteil von Vilnius und eine selbst ernannte Republik mit eigener Verfassung. Die Verfassung enthält 41 Punkte, unter anderem Nummer 12: „Ein Hund hat das Recht, Hund zu sein“, und Nummer 3: „Jeder Mensch hat das Recht zu sterben, ist jedoch hierzu nicht verpflichtet.“. Die ganze Verfassung ist auf Wikipedia. Uzupis ist entspannt, trotzdem ein offensichtlicher Touristen Magnet. Ein entspanntes Bierchen und ein leckerer Heringssalat, und wir beobachten das bunte Treiben.
In der Altstadt ist es mit Rocky wieder schwierig, wir bummeln kurz und gehen einfach essen. Es ist sowieso sehr warm, die Hitze der letzen Woche hat die Stadt aufgeheizt. Am nächsten Morgen verlassen wir Vilnius mit dem Versprechen, einmal ohne Hund und mit mehr Zeit wiederzukommen. Ein kurzer Stop an der imposanten Wasserburg Trakai, 30 Kilometer westlich von Vilnius.
Wasserburg Trakai
Hier beeindruckt mich, neben der Wasser Burg selbst natürlich, der Geschäftssinn der Anwohner: Trakai ist wunderschön, Geschichtsträchtig und offensichtlich ein weiterer Touristen Hotspot. Diese reisen scharenweise mit dem Auto an, und wollen nah an der Burg parken. Entsprechend haben die Anwohner ihre Gärten zu Parkplätzen umfunktioniert, und einfach handgeschriebene Schilder aufgehängt: 5 Euro. An einem Haus sitzt eine ziemlich alte Babuschka, und winkt jedes heranfahrende Auto in ihren Garten. „Ist das erlaubt??“ „Was ist mit Versicherung?” “Steuern! Ich muss garantiert Steuern zahlen!“ Länder sollten ihre Einwohner einfach mal machen lassen. Wie-auch-immer.
Bye bye Vilnius. Bye bye Litauen. Bye bye Baltikum.
Wir verlassen Litauen und überquerten die Grenze zu Polen im Nord-östlichen Zipfel des Landes. Der direkte Weg hätte durch Weißrussland geführt, und das Land steht fest an Russlands Seite. Wir fahren also den Umweg. Der Nord-östlichste Zipfel Polens ist auch der östlichste Teil der Masurischen Seenplatte, dieses „Masuren“ hatte uns schon auf der Hinfahrt außergewöhnlich gut gefallen.
In Wigry, unterhalb eines rosa angestrichenen Klosters, finden wir einen herrlichen Campingplatz am See und entspannen und schwimmen zwei Tage lang. Das Familien-Restaurant auf dem Platz kocht sensationell gut, wir genießen die besten Schnitzel seit Jahren! Dazu Karottensalat, Gurkensalat – alles frisch und selbst gemacht. Aus dem Kloster ertönt jeden Morgen und Abend ein Trompetenspiel und Glockengeläut – das ist durchaus nett anzuhören. Der Platz ist so angenehm, das ich gerne noch länger geblieben wäre.
Hop Hop weiter geht’s
Aber: wir müssen Strecke machen. Wir müssen durch Polen im Schweinsgalopp. Also geht es los, die Fahrzeit wird mit 397 Kilometern und 5 Stunden angegeben. Es werden fast 8 Stunden, und endet mit Problemen! Es gibt kein durchgängiges Autobahnnetz in Polen, und wir fahren viele Landstraßen, Schnellstraßen, durch Orte hindurch. Ampel hier, Zebrastreifen dort…. Eine ziemlich blöde Gurkerei.
Einige wenige Highlights versüßen uns die Tour. Wir fahren durch Augustow und sind entzückt von dieser charmanten Kleinstadt am Fluss und an Seen, in denen viel Ferienurlauber unterwegs sind. Wer kennt Augustow? Wahrscheinlich niemand. Und das ist das Schöne an unserer Tour: es sind nicht die bekannten Sehenswürdigkeiten, die uns am meisten begeistern. Es sind die Orte, über die wir zufällig stolpern.
Pleiten und Pech
Nachdem wir Warschau passiert haben wird es besser, und nach 6 Stunden erreichen wir unseren geplanten Stellplatz. Nur um festzustellen: er hat geschlossen! Oh nein! Wir sind k.o., müde und durchgeschwitzt. Haben Hunger und Durst. Aber müssen weiter. Südlich von Warschau, auf dem Weg nach Krakau, sind nicht viele Orte, oder gar Campingplätze. Viel Auswahl gibt es also nicht. Wir finden einen Stellplatz auf der Park4Night-App, 30 Kilometer weiter südlich. Also wieder rauf auf die Autobahn- immerhin ist diese gut ausgebaut auf dem Weg zwischen Warschau und Krakau.
Angekommen, will Hund Rocky erstmal versorgt werden. Er hat Durst. Wasserhahn auf und? Nichts passiert. Kein Tropfen Wasser kommt aus dem Hahn! WTF?! Die Batterie ist tot. Nix geht. Wir hatten den Kühlschrank während der Fahrt auf Batterie laufen, und der hat diese wohl leer gesaugt. Wir vermuten schon länger, das es eine alte Batterie mit nicht viel Leistung ist, die irgendwann ausgetauscht werden muss. Die Konsequenz jedoch im hier und jetzt? Wir brauchen eine Stellplatz mit Strom, also einen Campingplatz. Erneutes Suchen auf Park4Night, und nochmal 50 Kilometer weiter fahren. Die Stimmung ist mittlerweile ziemlich im Eimer. Aber dem noch nicht genug!
Mitten auf dem Weg sagt René plötzlich: „der kuppelt nicht mehr!“.
Was???
„Die Kupplung kommt nicht mehr hoch“.
Mit Hängen und Würgen, und in fast einem Gang, schaffen wir es zum Campingplatz. Völlig fertig. Wir hängen uns an den Strom, und bestellen erstmal Bier und Hamburger (Hilfe, waren die schlecht nach den sensationellen Schnitzeln der Vortage).
Aber es wird noch schlimmer!
Auch nach einer Stunde am Strom ist die Batterie noch tot. Lädt also nicht!
Was ist denn heute los??
Völlig fertig schlafe ich um halb zehn ein. Morgen ist auch noch ein Tag.
Der nächste Morgen!
René hatte noch im Internet recherchiert und herausgefunden, das die Batterie nicht geladen wurde, weil der Ein- und Ausschalter aus Versehen auf AUS stand. Keine Ahnung, vielleicht ist irgendetwas dagegen gekommen. Wir kannten den Schalter gar nicht, wir sind ja immer noch Wohnmobil Neulinge. Immerhin lädt die Batterie wieder, und es kommt wieder Wasser aus dem Hahn. Bleibt das Kupplungs-Problem.
Die unfassbar hilfreiche Campingplatz-Mitarbeiterin organisiert umgehend einen Mechaniker. Der kommt innerhalb von 30 Minuten- super Sache. Die Diagnose ist jedoch weniger super: der Geberzylinder muss ausgetauscht werden. Das Teil muss bestellt werden. Da heute Freitag ist, wird das erst am Montag passieren. Zwangspause. Wohnmobil unbenutzbar. Tja.
Je nachdem wann wir weiter fahren können (Dienstag?) müssen wir unsere geplante Tour durch die Slowakei und Slowenien kürzen. Es sind noch 1500 Kilometer bis Genua, dort müssen wir Anfang September sein, denn wir haben die Fähre nach Barcelona gebucht. Mal sehen, wie es weiter geht.