Vier Länder – Fünf Tage – 2508 Kilometer

Durch die spanische Prärie
Erster Reisetag auf unserer Nord- Europa Tour 22.
Zeitraum 2 Monate, Juli & August.
Ziel: das Baltikum, auf den Spuren der Geschichte an der Ostsee entlang.

Die heutige erste Route geht von unserer Wahlheimat Caleta de Velez bis zu einem Weingut bei Valencia. Wir entscheiden uns gegen die vielbefahrene Küsten-Autobahn A7, sondern fahren über Granada und Jaen durch das Landesinnere Spaniens. Das ist zwar landschaftlich unglaublich braun, strohig und langweilig, die Autobahnen sind jedoch leerer und wir kommen zügig voran.

575 Kilometer in 6 Stunden. Wir vertreiben uns die Zeit mit Podcasts, und hören über Container-Schiff-Verschrottung in Indien (Nachhaltigkeit? Haha, die lachen sich tot über die EU Gesetze), Bali nach der Pandemie (unsere Lieblingsinsel, die wir 2011 mit Begeisterung bereist haben), und was der G7 Gipfel in Elmau wirklich gebracht hat (das fragt sich der Podcaster auch).

Wir übernachten auf dem Weingut Vera de Estanes 50 Kilometer vor Valencia in einem herrlicher Pinienhain. Das Weingut erlaubt Wohnmobilen kostenlos auf dem Gelände zu übernachten, im Gegenzug freuen sie sich über den Verkauf der Weine. Damit haben wir nun wirklich kein Problem und erstehen sowohl Rose- als auch Rotweine. Warum aber keine Weißweine? Weil mir der Wohnmobil Kühlschrank, wenn er nur auf Gas läuft, nicht kalt genug ist. Hängen wir am Strom, kühlt er gut runter. Auf Gas jedoch sind wir bei circa 12 Grad, und das ist mir für Weißwein im Sommer schlicht zu warm. Die Bodega Vera de Estanes empfehlen wir aus vollem Herzen. Sowohl der Pinienwald, als auch der große Naturpool neben dem Haus sind toll.

Mautfrei auf der A7

Wir warten nicht, wir starten.
Und zwar recht früh um 10 Uhr rollen wir schon, nachdem ich noch einige Runden im Pool geschwommen bin. Es geht Mautfrei auf der Küstenautobahn AP7 – auf der am häufigsten frequentierte Ferienroute Spaniens. Diese ist seit September 21 durchgehend von der französischen Grenze über Barcelona und Tarragona bis Alicante gebührenfrei befahrbar, wir sehen das die Mautstellen abgebaut sind / werden.

Warum gibt es auf der A7 keine Maut mehr? Hintergrund der Mautfreiheit ist das Auslaufen der staatlichen Konzessionen für die privaten Autobahnbetreiber. Dadurch fallen die Straßen zurück in die öffentliche Hand, die ihr Streckennetz gebührenfrei betreibt. Pläne für eine Neuvergabe der Konzessionen gibt es derzeit nicht. Im Gegenteil: Langfristig will die spanische Regierung den überregionalen Verkehr verstärkt von Landstraßen auf Autobahnen umleiten. Die Abschaffung von Autobahngebühren ist dabei ein wichtiger Schritt. Aha.

Rund um Valencia und Barcelona ist es ein bisschen voller, der Rest ist entspanntes cruisen. Unser heutiger Podcast handelt von Weltraumschrott, die Menschheit vermüllt jetzt schon das All. Wow.

Es geht erneut 570 Kilometer bis ganz knapp vor die französische Grenze. Oberhalb eines riesigen und haesslichen LKW-Truck-Stop, Duty Free, Einkaufszentrum mit Erotik-Tempel Gelände fahren wir 4 Kilometer kurvig hoch in die Berge, und siehe da: eine andere Welt tut sich auf. Die Ausläufer der Pyrenäen zeigen sich in voller Schönheit, Wald soweit das Auge reicht, gute Luft und Ruhe. Inmitten der Einöde ein ausgezeichnetes Restaurant mit angeschossenem Hotel und Wohnmobil Parkplatz! Wir dinieren vorzüglich- 3 Gang Menu für 25 Euro – und schlafen trotz Sturm ganz wunderbar. Gerne empfehlen wir auch das Restaurant Can Pau mit oder ohne Wohnmobil.

Bonjour France

Nach zwei entspannten Tagen und 1100 Kilometern durch Spanien, heißt es am dritten Reisetag „Bonjour“. Wir entern die Grande Nation bereits um 9.30 Uhr, und haben erneut 570 Kilometer auf dem Plan, bis Lyon. Genauer gesagt Süd-östlich von Lyon, wo meine ehemalige Kollegin Evi mit ihrem Mann Harry lebt. Entspanntes rollen, entspanntes Verkehrsaufkommen in Fronkreisch.

Unser heutiger Podcast heißt ‚Lanz & Precht‘. Markus Lanz (ZDF talker) und Richard David Precht (Philosoph) nehmen sich wöchentlich Themen an, und beleuchteten diese aus unterschiedlichen Sichtweisen. Lanz: Mainstream Media, sehr viel Blabla. Precht: globale und philosophische Ansätze, und Lanz gerne mal zurecht weisend, wenn dieser zu reißerisch ausholt.

Bis Lyon fallen 80 Euro Autobahn-Maut an.
Wir fahren gegen 17 Uhr bei Evi und Harry auf den Hof, werden mit Champagner begrüßt, freuen uns über das Wiedersehen und über die französische Gastfreundschaft. RockY hat einen riesigen Garten und damit den Auslauf, den unser artiger Reisehund verdient.

Kühe!

Grüezi! Es geht leicht verkatert durch die Schweiz!
Die Autobahn Vignette kostet 40 Euro.
Wir sehen Kühe auf grüner Wiese vor Berglandschaften! Das begeistert uns durchaus, da wir so etwas seit 4 Jahren nicht gesehen haben. Die Fahrerei nervt René, da sich die Geschwindigkeit ständig ändert. Von 100 auf 90, wieder auf auf 100, und wieder runter. Geschwindigkeitsüberschreitung sind in der Schweiz richtig teuer, also halten wir uns Kilometer-genau an die Richtlinien.

Nach 3 Stunden sind wir durch. Guten Tag Deutschland. Nach 5 Jahren zum ersten Mal. Die heutige Etappe war erneut 575 Kilometer, wir fahren bis Offenburg, ins Badische Ländle.

Straußwirtschaft

5.30 Uhr morgens (!)
Die Sonne geht auf im badischen Ländle. Die Kirchenglocken bimmeln. Und Rocky will spielen. Wir nicht. Wir wollen schlafen. Wir stehen auf einer idyllischen Wiese neben einer Straußwirtschaft, in der wir gestern hervorragend gespeist haben: badischer Wurstsalat mit Bibkaese und Hausmacherwurst, dazu Grauburgunder und Rose aus der eigenen Winzerei. Gerne empfehlen wir das Familienunternehmen Sieferle

Aber zur Straußwirtschaft. Wer kennt es? Auch genannt Besenwirtschaft. René kannte es nicht, im Ruhrpott gibt es das nicht. Ich kenne es aus dem Rheingau. Eine Straußwirtschaft ist ein von Winzern und Weinbauern saisonal oder tageweise geöffneter Gastbetrieb, in dem die Erzeuger zu bestimmten Zeiten ihren selbsterzeugten Wein direkt vermarkten. In Straußwirtschaften werden oft auch kleinere zum Wein passende Tellergerichte gereicht.

Dank Rocky und der Kirchenglocken sind wir an diesem Sonntag morgen um 8.30 Uhr auf der Autobahn. A5 Richtung Frankfurt. Die Tankanzeige blinkt auf, wir tanken für unfassbare 2,31 Euro pro Liter Diesel. Die Politiker mit ihren nicht funktionierenden Russland-Sanktionen können sich gehackt legen, wir sind sauer. A****geigen. Wütend fahren wir weiter. Um 11 Uhr kurzer Stop in Frankfurt und Frühstück mit absoluten Lieblingsmenschen.

Dann geht es aber auch schon weiter, an den Allersee bei Wolfsburg- meine Patentante besuchen. René schimpft nicht nur über die Benzinpreise, sondern auch über die deutsche Autobahn. Immer wieder Baustellen von teilweise 20 Kilometern (sonntags natürlich ohne arbeiten), und enge Fahrbahnen machen das Cruisen schwierig.

Nach 2508 Kilometern in 5 Tagen kommen wir am Allersee an, und machen erstmal Pause. Das war Schweinsgalopp durch Europa, wir wollten aber Strecke machen. Spanien entspannt. Frankreich entspannt, aber teurer. Schweiz nervig und teuer. Deutschland nervig. René ist toll gefahren, wir haben uns prima an unser Wohnmobil Leben gewöhnt, und finden den Minimalismus richtig klasse. Das ist Detox, auf vielerlei Art.
Ab jetzt Urlaub, wir fahren nur noch kurze Strecken. Nächste Stopps: Ahrenshoop. Usedom. Rügen. Dann weiter die polnische Ostsee Küste entlang. Rock‘n‘Road.

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Sabine von Reth
Rene von Reth

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