Wolfsburg- Wismar – Warnemünde 320 Kilometer

Allersee. Regen. Seit 3 Uhr nachts pladdert es aufs Wohnmobil Dach. Das ist zwar ein romantisches Geräusch, wenn man mollig warm im Bett liegt, es wird jedoch spätestens dann ungemütlich, wenn der Hund oder man selbst raus muss. Heute soll es bis 11 Uhr durch regnen.

Wir hatten bereits geplant, den heutigen Regentag als Reisetag zu nutzen. Bye bye Campingplatz Allersee, du hast uns gut getan und gut gefallen. Nach der Schweinsgalopp Tour – fünf Tage, vier Länder, 2508 Kilometer- waren einige Tage ausruhen und relaxen genau richtig auf unserer Nord Europa Tour 22, mit dem Ziel Baltikum und hinein in die deutsche Geschichte. Hier in Wolfsburg werde ich geschichtlich zum ersten Mal auf Hitler treffen.

Das Wetter war meistens gut am Allersee, wir haben abends gegrillt und Paten-Tante Marianne und Cousine Susann bei leckerem Kaffee und Kuchen getroffen. Ein Schnitzel haben wir leider nicht essen können, denn es gibt keine gut-bürgerlichen Restaurants mehr in Wolfsburg, außer: in der Autostadt.
Diese habe ich gestern besichtigt. Das Disneyland von Wolfsburg, quasi.

Autostadt – das Disneyland von Wolfsburg

Ein riesiges Freizeit Gelände, sehr schön angelegt. Wiesen. Blumen. Bäume. Seen. Jedes Automarke hat ihr eigenes Gebäude: Porsche. Seat. Audi, Ducati. Lamborghini. Skoda. Volkswagen. Ein riesiges „Autoabhol-Gebäude“ schürt die Vorfreude auf den neuen fahrbaren Untersatz, ein Testcenter, unterschiedliche Fahrbahn-Beläge, und die Geschichte des Automobils per se, Shops, Restaurants, Konzertbühnen, Brücken die beim drüberlaufen vibrieren, Dufttunnel ….- Piëch (gestorben 2019, und zuvor jahrzehntelang ChefChef beim Unternehmen) hat beim Bau an alles gedacht, und sich quasi selbst ein Denkmal gesetzt.

Direkt neben der Autostadt thront das VW Werk mit über 60.000 Mitarbeitern. Wolfsburg selbst hat 125.000 Einwohner, somit arbeit wirklich jeder inklusive Umland bei VW. Drumherum ist platte Landschaft, und zwar viel davon. Jetzt im Sommer hübsch anzusehen, im Winter wahrscheinlich etwas karg. Bis 1989 war die deutsch-deutsche Grenze nur 20 Kilometer entfernt, auf Sichtweise mit der DDR im Zonenrandgebiet sozusagen.

Zur Geschichte. Der Grundstein des Unternehmens legte Adolf Hitler in den 1930er Jahren! Aha. Wieso, warum und weshalb Hitlers Vision durchaus spannend gewesen und vorausschauend gedacht war, kann auf Wikipedia nachgelesen werden

Wolfsburg war nett, die Familienbande hatte uns dorthin geführt. Die Menschen waren alle sehr freundlich und hilfsbereit. Nach drei Tagen sind wir gut erholt und wollen weiter.

Von Wolfsburg nach Wismar

Über Land. Google Maps schickt uns durch die Einöde Niedersachsens. Vorbei an Bauernhöfen, Feldern und Wiesen. Durch Alleen. Mal mit, mal ohne Regen. Wir sehen viele Hofläden mit Bioeiern. Wir sehen aber auch viele Kebab Döner Imbisse und Spielhallen – auf dem Land! Wir vermissen traditionelle Gasthäuser „Zur goldenen Krone“ oder „alte Post“ oder „Scheune“. Ist das gutbürgerliche Essen auch vom Land verschwunden?

Schon bald passieren wir die ehemalige Deutsch – Deutsche Grenze. Das Schild stimmt mich nachdenklich. Der ‚eiserne Vorhang‘ trennte Europa. Teilte die Welt in ‚Ost‘ und ‚West‘, in ‚Gut‘ und ‚Böse‘, wie es einem damals vermittelt wurde. In Zeiten ohne Internet war man auf die Medien angewiesen, war man deshalb manipulierbarer? Glaubte man was erzählt wurde? Ja wäre das heutzutage überhaupt noch möglich? Fragen über Fragen die mir in den Kopf kommen, als wir von Niedersachsen nach Mecklenburg-Vorpommern fahren.

Mecklenburg-Vorpommern bietet ein ähnliches Bild wie Niedersachsen: Bauernhöfe, teilweise bewohnt und restauriert, teilweise verfallen und verlassen. Und auch sehr viel flaches Land.
Bei Ludwigslust haben wir es geschafft: wir verlasen die Nebenstraßen, und fahren auf die Autobahn A14. Ruck-Zuck geht’s an Schwerin vorbei, und nach kurzer Zeit sind wir in Wismar. Autobahn ist zwar unspektakulär und bietet keine spannenden Ausblicke, wir sind aber froh schneller am Ziel zu sein.

Guten Tag Hansestadt Wismar!

Wir parken unser Wohnmobil auf dem offiziellen Wohnmobil Stellplatz für 19 Euro die Nacht exklusive Strom, und machen uns zu Fuß auf in das Städtchen. Entlang des Hafens entdecken wir unzählige Fischbuden und Restaurants, und treibt es aber zum Schnitzel. Immerhin sind wir schon 5 Tage in Deutschland und haben unsere Lieblingsspeise noch nicht gegessen.

René hatte schon Tage im Vorfeld ein Schnitzel Restaurant rausgesucht, da wir nun zielstrebig und schnellen Schrittes ansteuern. Der Schock beim Betreten! Es ist ausgebucht! Was ganz klar zeigt: gutbürgerliche Küche ist gefragt! Hallo liebe Wolfsburger, nix Kebap! Schnitzel ist der Renner. 200 Meter weiter ist ein Brauhaus, hier werden wir fündig. Halleluja, endlich ein Schnitzel. Wir sind glücklich.

Wismar an sich hat uns gut gefallen. 90% aller Fachwerkhäuser und Gebäude sind wunderschön restauriert. Ganz selten sieht man ein Relikt aus DDR Zeiten, wie eine alte Eingangstür, oder Klingelschilder mit Patina. Ich sage zu René: „sie hätten einiges im DDR Stil renovieren oder lassen sollen, als Zeitzeugen sozusagen“. Kopfsteinpflaster. Fachwerk. Ein großer Marktplatz. Wismar ist nicht groß, aber lädt zum entspannten Bummeln ein. Auch hier sind die Menschen sehr nett, freundlich und hilfsbereit. Wo sind denn die grummelnden unhöflichen Deutschen, die wir erwartet haben? Vielleicht in Warnemünde, das ist unser nächster Stopp.

Warnemünde

Welch reizvolles Städtchen. Wir platzen mitten hinein in die „Warnemünder Woche“ mit Kirmes, Kerb, Schaubuden und einem Riesenrad. Fischbuden aufgereiht an der Wasserstraße, wir genießen aus vollem Herzen Matjes Fischbrötchen, Rollmops und Aal (100 Gramm für 4,95 Euro). Fangfrisch. Ist das lecker. Leider ist das Wetter windig und kühl, und wir entscheiden uns nach einem nur kurzen Stopp weiterzufahren. Auf die Insel!

Vorschau Rügen und Usedom, und es geht nach Polen

Weiter geht’s auf die Ostsee Insel. Nach Rügen! Die Lieblingsinsel der Ostdeutschen? Das Sylt der DDR? Wird es uns gefallen? Und Usedom! Die Insel die größtenteils zu Deutschland, und zu einem kleinen Teil zu Polen gehört. Das lest ihr im nächsten Blog Beitrag in einigen Tagen.

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