Auf dem Mutter Theresa Motorway nach Süden

Auf der Autobahn in Nord Mazedonien, Richtung Ohrid See. Die Einreise von Serbien lief problemlos, trotz zahlreicher Autos aus allen europäischen Ländern warten wir nicht länger als 15 Minuten auf den Stempel im Pass.

Die Autobahn heißt ‚Mutter Theresa‘. Alle 10 Kilometer eine Maut-Station, jedes Mal zahlen wir 1 Euro. Das nervt ein wenig. Hoffentlich wird das Geld zur Verbesserung genutzt, denn es ist ziemlich holprig. Am Straßenrand Müllmänner, die alles aus dem Auto geworfene einsammeln. Und am Straßenrand: Obst Verkäufer! Sollen wir auf dem Seitenstreifen anhalten um Obst zu kaufen? Andere Länder- andere Sitten.
Wir sehen viele Moscheen. Nord Mazedonien ist ein muslimisches Land, wie auch der Kosovo und Bosnien Herzegowina.
Straßennetz und Ausbau
50 Kilometer nach der Hauptstadt Skopje ist Schluss mit lustig, Schluss mit der Autobahn. Auf einer immerhin gut gebauten Landstraße geht’s Berg hoch, und Berg wieder runter. Viel Kurverei. Viele Parkplätze. Und viel Müll. Sehr viel Müll. Dieses Mal nicht aufgesammelt. Das sieht furchtbar aus. Nochmal 50 Kilometer weiter ist auch Schluss mit dem guten Asphalt – jetzt wird es wieder holprig.

In der Ferne sehen wir eine Autobahn-Großbaustelle, einige Brücken sind bereits fertig, und es wird mächtig gearbeitet. Das Teilstück soll wohl Europa mit Albanien verbinden.
Unbekanntes Juwel: der Ohrid See
Vergesst die italienischen oder Schweizer Seen. Der Ohridsee ist ein Hammer. Noch ursprünglich. Nicht überlaufen. Nicht zugebaut. Wenige kleine Campingplätze mit teilweise nur 4 Stellplätzen liegen direkt am Seeufer. Das Wasser des Sees ist herrlich klar, und angenehm kühl. Es gibt weder Wassernot, noch eine Algenpest. Eine leichte Brise weht tagsüber die größte Hitze weg, und nachts kann man bei 18 Grad wunderbar schlafen. Einziges Manko: es ist kein Sand, sondern Stein Strand, und ohne Bade-Schuhe tut es ein wenig weh am Fuß.
Disco in Struga
Struga und Ohrid sind die größeren Orte im Norden, wir fahren nur hindurch auf der Suche nach mehr Ruhe. Denn laut Berichten im Internet ist hier abends Disco angesagt, und tatsächlich schallt es eines nachts musikalisch laut über den See, als der Wind aus Richtung Struga weht. Ist uns jedoch ziemlich egal, wir hören auf das Wellen-Geplätscher und schlafen entspannt wieder ein.
Europas ältester See: der Ohrid See ist über 1 Millionen Jahre alt
Das unentdeckte Juwel hat auch noch eine wahnsinnige Geschichte zu bieten, denn der See ist unglaubliche 1,36 Millionen Jahre alt und 288 Meter tief! Beim Schwimmen frage ich mich das ein oder andere mal, was dort unten wohl lebt. Wuahhh…
Damit ist er der älteste See in Europa, und ist im elitären Klub der ältesten Seen der Welt zusammen mit dem Baikal-, Tanganjika- und Titicacasee. Große ökologische Bedeutung haben den See und seine Umgebung zudem zum Teil des UNESCO-Welterbes werden lassen.
Der Spiegel hat einen ganzen Bericht darüber veröffentlicht.
Reisen in Nord Mazedonien
Bevor wir hierher kamen, wussten wir rein gar nichts über den Binnenstaat in Süd-Ost-Europa. Meine Anfrage beim Fremdenverkehrsamt wurde nicht beantwortet, wie schon in Serbien und Albanien. Abenteuerlustig wie wir sind, ging es also einfach los, und hier sind unsere Eindrücke:

Mich erinnert das Land an Griechenland vor 35 Jahren. 1988 war ich drei Monate mit dem Rucksack in Griechenland und bereiste u.a. Lefkada, Zakynthos und Korfu – die Inseln, die nahe an Nord Mazedonien liegen. Wie es damals dort aussah, so sieht es heute hier aus: kleine Mini Märkte, deren Sortiment aus Chips, Zigaretten (Packung 2,80 Euro) und Limonade besteht. Restaurants direkt am Wasser, Speisekarte nur in Landessprache, oder in lustiger englischer Übersetzung.
Viele Grundstücke am See sind unbebaut. Alte Autos, Traktoren und Boote liegen herum.
Der Euro ist überall, wir sehen mehr Preisangaben in Euro, als in mazedonischen Dinar. Wir werden beinahe erstaunt angesehen, wenn wir sagen ‚wir zahlen in dinar‘.
Vergesst den Gardasee. Der Ohrid See ist ein verstecktes Juwel.
Nord Mazedonien
Das Dilemma der jungen Menschen in Ost Europa
Neben uns auf dem Campingplatz ein Pärchen aus der Gegend. Angang 30. Wir sitzen einen Abend bei Rotwein am See zusammen. Er erzählt: ‚Ich bin seit 8 Jahren in London, habe mich als Ingenieur spezialisiert und verdiene als Selbstständiger gutes Geld“. Das können wir uns vorstellen, wir haben selbst fast 20 Jahre in UK gelebt.
Mit ihr zu reden ist schwieriger, nicht aufgrund der Sprache. Sie ist Künstlerin, Tänzerin, schüchtern und leise. Die beiden sind seit Kindertagen zusammen. Jetzt, mit Anfang 30, stellt sich die Frage ‚wie geht es weiter?‘. Familie. Kinder. Aber wo?
Würde er nach Hause zurück gehen, würde er kaum Geld verdienen. Würde sie nach London ziehen, würde sie wahrscheinlich eingehen wie eine Primel. London ist nichts für zart besaitete.
Das ist das Dilemma der jungen Leute in Ost Europa, denken wir. Wie es mit dem Pärchen weiter geht, können nur sie selbst entscheiden.
Unser Fazit Nord Mazedonien
Das Land hat touristisch nicht so viel zu bieten. Es gibt grob betrachtet einige Nationalparks, die Hauptstadt Skopje, den Ohrid See und den benachbarten Prespa See. Aber was der Ohrid See zu bieten hat, ist toll. Ursprünglich. Ehrlich. Wir können nur empfehlen den See zu besuchen, bevor die Autobahn fertig gestellt wird, der Flughafen Ohrid den Betrieb ausbaut, und großen Hotelketten den See entdecken.
Wirklich günstig ist es nicht, ein durchschnittlicher Restaurant Besuch schlägt mit 25-30 Euro zu Buche, den Schnaps gibt’s aber immer aufs Haus. Campingplatz Rino ( sehr zu empfehlen) – Übernachtung mit Strom 17 Euro Mitte August.
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