Das unterschätzte Land am Schwarzen Meer

Als wir eine Anfrage aus Georgien bekamen, musste ich erstmal auf der Landkarte nachsehen, wo genau das ist. Nämlich am Schwarzen Meer, südlich des “Großen Kaukasus”. Im Norden grenzt es an Russland und im Süden und Osten an die Türkei, Armenien und Aserbeidschan. Georgien ist eines der 15 Ex-Sowjet Staaten, mit Hauptstadt Tiflis / Tbisili, die 1,3 Millionen Einwohner hat. Das ganze Land Georgien hat knapp über 3 Millionen Einwohner.

Nach einigen Telefonaten und Emails flogen wir rüber.

Unser erster Eindruck? Freundlich. Professionell. Aufgeschlossen.

Unsere Geschäftspartner hatten alles perfekt organisiert. Abholung vom Flughafen und Hotel Check-in um 4.30 Uhr morgens. In Georgien gibt es offensichtlich kein Nachflugverbot. Es gibt überhaupt sehr wenige Verbote, wie wir in den nächsten Tagen herausfinden werden.

Das Holiday Inn Hotel in der Innenstadt ist modern, exklusiv und verdient 5 Sterne, ausgeschrieben sind nur 4. Die Mitarbeiter sprechen fließend English, und sind trotz der frühen Morgenstunden gut gelaunt.

Später am Tag treffen wir unsere Geschäftspartner im Hotel. Sie begrüßen uns und heißen uns in Georgien willkommen. Wir freuen uns über diese herzliche Geste! Wir sitzen erstmal nur eine Stunde zusammen, und halten unkomplizierten Small Talk – sie verstehen das wir noch müde sind, aufgrund des Nachtflugs und der frühen Ankunftszeit. Wir verabreden uns am nächsten Tag zum Business Meeting mit Präsentationen.

Zeit ein wenig die Stadt anzusehen. Mit einem Bolt / Uber Taxi geht es ins Zentrum, für die 15 Minuten Fahrt zahlen wir 4 Euro. Der Taxifahrer fragt ‚woher wir kommen‘. Als wir ‚Germany‘ sagen, wechselt er sofort die Sprache und spricht mit uns Deutsch. Auch wechselt er sofort die CD im Radio, und spielt uns Max Giesinger und Andreas Bourani vor. Mit „Ein Hoch auf uns“ im Ohr kommen wir am Freiheitsplatz an. Danke für diese schöne Fahrt.
Die Rosenrevolution 2003

Freiheit! Ein wichtiges Wort in Georgien. Nach dem Zerfall der Sowjetunion 1990 regierte Präsident Schewardnadse mit Vetternwirtschaft und Korruption. Den Umbruch brachte die Rosenrevolution 2003, diese führte zum Rücktritt von Präsident Eduard Schewardnadse und brachte die bisherige Opposition an die Macht. Den Begriff prägte der erste georgische Präsident Swiad Gamsachurdia : „Wir werden Rosen statt Kugeln auf unsere Feinde werfen.“

„Wir werden Rosen statt Kugeln auf unsere Feinde werfen.“
Georgischer Präsident Swiad Gamsachurdia

‚Rosenrevolution‘ hören wir häufig in diesen Tagen. Es war tatsächlich der Umbruch des Landes, und die Bevölkerung ist stolz darauf, es weitestgehend friedlich gelöst zu haben.

Wir merken sowieso, dass die Menschen stolz auf ihr Land sind. Dem Meeting folgt eine Stadtrundfahrt mit Erklärungen des Theaters, der Kunstszene, der technischen Universitäten, der vielen Denkmäler und der geschichtsträchtigen Plätze.

Georgische Kulinarik

Abends sind wir eingeladen, die Georgische Küche kennenzulernen. Die traditionellen Gerichte, und Getränke. Denn ja, Georgien hat eine große kulinarische Tradition. Das Land ist auch ein mittlerweile bekanntes und viel beachtetes Weinanbaugebiet. Ein Prost! auf die georgischen Weine, wir können sie empfehlen.

Kaese. Viel Kaese.

Wir sind völlig begeistert von den frisch zubereiteten, fein abgeschmeckten Speisen. Der Tisch biegt sich beinahe unter all den Köstlichkeiten. Eine Runde nach der nächsten wird auf Tisch und Teller gepackt. Soviel können wir gar nicht essen! ‚Wir sollen es auch nicht aufessen, nur probieren‘.  Als ich anmerke, dass es doch totale Verschwendung sei, alles wegzuwerfen, kommt eine weitere Tradition ans Tageslicht: Die Überbleibsel werden nicht weggeworfen, sondern an Obdachlose und Kinderheime gespendet.

Unsere kulinarischen Highlights sind die vielen Käse Varitanten – alles georgischer Käse – mit der bekanntesten Variante: Khatchapuri, ein überbackenes Käsebrot.

Chinkali Zubereitung

Eine weitere Spezialität ist Chinkali, eine Art Knödel, der mit den Fingern gegessen wird. Man beißt erst nur ganz leicht rein, um den leckeren Fleischsaft aus dem Knödel zu trinken. Erst dann wird das Chinkali ganz verspeist, wobei man den Teigknoten nicht essen muss. Rund um Tbilisi gibt es unzählige Chinkali-Lokale und die Leute kommen von weit her um diese am Abend zusammen mit Freunden zu genießen und Spaß zu haben.

Der Trinkspruch ist Pflicht!

Und dann kam die Tradition mit dem Trinkspruch. Darüber hatte ich im Vorfeld im Internet gelesen. Es gibt entweder einen Trinkspruch-Meister, der den ganzen Abend zum Prosten aufruft. Oder es geht die Runde rum. So geschah es bei uns. Jeder war mal an der Reihe, und musste einen Trinkspruch bringen. Wir tranken auf die Gesundheit. Auf Geschäftsbeziehungen. Auf das Land Georgien. Auf die Frauen am Tisch. Und dann natürlich auch auf die Männer am Tisch. Und wir tranken auf vieles mehr. Je mehr Wein gereicht wurde, desto kreativer wurden die Trinkspreche. Ein großer Spaß, den ich sehr empfehlen kann.

Abgelenkt von Essen, Trinken und Trinksprüchen wurden wir von den Tanz- und Musikaufführungen georgischer Volkstänze. Das hatte Derwisch Charakter. Farbenfroh, energiegeladen. Fröhlich.

Das Tsiskvili Restaurant ist toll, wir koennen es sehr empfehlen.

Georgien ist sicher und stabil

Wir erfahren viel, an diesem Abend und in diesen Tagen. Über 300.000 Menschen aus Russland und der Ukraine sind im letzten Jahr 22 nach Georgien umgesiedelt, um dem Krieg in ihren eigenen Ländern zu entgehen. Georgien gilt als sicher und stabil, die Wirtschaft und das Bruttoinlandsprodukt wachsen jedes Jahr fast zweistellig. Die boomende Küstenstadt Batumi am Schwarzen Meer plant sogar künstlich angelegte Inseln im Meer, ähnlich wie in Dubai.

Im Business Bereich gibt es bei weitem nicht so viele Regularien. Ein Land, in dem man ‚einfach noch machen kann‘, ohne über und über reglementiert zu sein. Wir planen mit unseren Geschäftspartnern die Bavarian Beerhouse Kette in Georgien und den Ex-Sowjet Staaten zu etablieren. Denn: Es gibt keine authentisch deutschen Restaurants, und das in einem Land, wo ‚Deutschland‘ mit Qualität und Effizienz ‚Made in Germany‘ hoch angesehen ist.

Die Ostmärkte sind unterschätzt

Wir sprechen mit Geschäftskontakten, Freunden und Familie über Georgien. Die Reaktionen reichen von unwissend ‚Wo ist das?‘, bis hin zu ‚Interessant.‘. Aber auch ‚Unterschätzt‘. Die ganzen 15 Ex-Sowjet Staaten sind in der westlichen Welt noch nicht angekommen – weder als Tourismus Destinationen, noch als Geschäftspartner. Als wir einer langjährigen Deutschen Geschäftspartnerin von unserer Reise nach Tiflis erzählen, sagt sie: „Georgien – sehr interessanter Markt! Kennen die wenigsten, diese Ostmärkte sind noch sehr unterschätzt“.

Auch der Tourismus nimmt Fahrt auf

Auf dem Flug sprechen wir mit den Stewardessen an Bord über das recht unbekannte Land. Die Flugbegleiterinnen erzählen das ‚immer mehr Urlauber nach Georgien fliegen. Zum Wandern. Wegen Kultur und Geschichte. Um im Schwarzen Meer zu baden. Und aus vielen anderen Gründen, wie Kulinarik, unberührte Natur, Land und Leute‘.

Übrigens ist Georgien in diesem Jahr Hauptsponsor der ITB , der weltgrößte Reisemesse, die im März in Berlin stattfindet. Bereits in diesem Winter fanden die “Freestyle Ski and Snowboarding World Championships”  im georgischen Bakuriani statt – denn: In Georgien kann man auch Skifahren.

Nach vier Tagen geht unsere Entdeckungs-Reise zu Ende. Als wir abfliegen – natürlich wieder morgens um 5 Uhr ohne Nachtflugverbot – winken wir Tiflis zum Abschied zu, und sagen: ‘Bis ganz bald’. Wir waren sicherlich nicht das letzte Mal in diesem Land, uns hat es überzeugt.

Und nicht nur uns hat es überzeugt. Weitere spannende Tipps gibt der Reiseblog von ReisenReisen https://www.reisen-reisen-der-podcast.de/georgien-tbilissi/

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Sabine von Reth
Rene von Reth

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