Volle Dröhnung am ersten Tag
Bereits am ersten Tag gibt’s die volle Dröhnung, von Schildkröten auf der Autobahn, einer beinahe Kollision mit einem Esel, und zu guter letzt verlaufen wir uns in der absolute Katzen-Hölle und finden in totaler Dunkelheit nicht mehr nach Hause. Mensch und Tier am Anschlag. Salem maleikum Marokko.Aber fangen wir vorne an, es begann friedlich und fröhlich. Wir starten morgens um 7 Uhr und reißen die knapp zwei Stunden zum Fährhafen Algeciras entspannt ab. Sonntag morgen, leere Autobahn und . Erster Stop: Kult-Carlos.
Wein und Kekse bei Kult-Carlos
Die Fährroute Algeciras Tanger oder Ceuta ist eine Rennstrecke, die Schiffe gehen mehrmals am Tag. Die Tickets – offene Hin- und Rückfahrt 2 Personen, Hund, Wohnmobil für 300 Euro – hatten wir vorab beim Kult-Reisebüro ‘Carlos’ gekauft. Wieso Kult? Weil jeder im Internet auf Carlos hinweist, der jedem Kunden eine Geschenktüte mit Wein und Keksen überreicht. So macht man sich Freunde, und das schon seit Jahrzehnten. Das der Kundenservice auch excellent ist, möchten wir nicht unerwähnt lassen. Also Geschenk abgeholt, SIM Karte gekauft und schon mal 100 Euro in marokkanische Dirham gewechselt zum Kurs 1 Euro – 10 Dirham. Carlos kann’s.
Auch die knapp 2 stündige Überfahrt ist entspannt, Hund darf mit an Deck und muss nicht im WoMo ausharren. Einchecken in Afrika, wir werden erstmal durch den X-ray geleitet. Meine Frage “nach was scannt ihr denn”,wird mit “Drogen” beantwortet. Häh? Wer bringt
denn Drogen nach Afrika? Das geht doch immer andersherum…. Nach dem Auto-Röntgen geht’s zum Zoll. Wir sehen wie vollbeladene Minibusse alles, aber auch wirklich alles, ausräumen müssen. Riesige Berge von Tüten, Taschen, Kinderfahrrädern und Windelboxen türmen sich auf der Straße neben den Fahrzeugen. Und wir? Wir werden durch gewunken, kein einziger Blick ins Innere des Wohnmobils oder in den Kofferraum. Dauer der Einreise: 25 Minuten. Und schon rollen wir auf der Autobahn Richtung Chefchaouen.
Achtung: Schildkröten crossing
Fröhlich pfeifend staunen wir über die grüne und blühende Landschaft am Wegesrand. Nördlich des Atlas Gebirges ähnelt Marokko Süd Spanien – beide Kontinente sind an der schmalsten Stelle auch nur 40 Kilometer auseinander. Die Autobahn ist gut ausgebaut, und einfach zu befahren. Bis… ja bis…. Was ist das denn?? Bis wir gerade noch einer Schildkröte ausweichen, die von rechts nach links quer über die Fahrbahn kriecht. Oh nein! Mein tierliebes Herz rutscht in die Hose. Aber siehe da, ein marokkanisches Auto auf dem Seitenstreifen mit Warnblinker und …. im Rückwärtsgang! ist auf Schildkröten-Rettungskurs! Wir hoffen einfach das Allah geholfen hat, das verirrte Tier zu retten. Puh! Das war aber nicht die letzte tierische Begegnung an diesem Tag, es wird schlimmer, viel schlimmer.
Nach 30 Kilometern geht’s runter von der Autobahn, wir zahlen 28 Dirham (Euro 2,80) Maut und entern die Landstraße Richtung Tetouan. Erst vierspurig wie eine Bundesstraße, dann einspurig geht es durch kleine Ortschaften, vorbei an Obst (Erdbeeren) und Gemüse Straßen-Ständen. Tagine und Töpferartikel sind im Angebot, und bunt gekleidete Frauen mit großen Hüten verkaufen auch etwas.
Achtung: Esel crossingFahrzeit nach Chefchaouen 2 Stunden für 120 Kilometer.
Entspannt.
Entspannt??
Nur solange bis uns ein Esel vor das Wohnmobil läuft!
Dieser hat sich offensichtlich losgerissen, das Seil hängt ihm noch um den Hals.
René legt souverän eine Vollbremsung hin. Kurz vor dem Esel kommen wir zum stehen. Tier und Mensch haben weit aufgerissene Augen, und hohen Puls. Der Esel trottet von dannen, wir fahren langsam weiter. Puh!
Später am Abend sagt René, das hatte schief gehen können, wenn man in ein 300 Kilo (? geschätzt) schweres Tier reinfährt. Schaden für Tier und Wohnmobil garantiert. So kommen wir um halb 5 einigermaßen entspannt in Chefchaouen an, checken ein auf dem Campingplatz Assis für 110 Dirham (11 Euro) die Nacht inklusive Strom.
Katzen-Hölle, Muezzin-Gebete, der Tiefpunkt naht
Und dann wird es richtig übel: zum Dinner laufen wir die 15 Minuten vom Campingplatz in die Altstadt. Stufen führen vom Berg hinunter, unten angelangt bemerkt René ‘wir müssen uns merken, wo wir hier wieder hoch laufen müssen’. Weise Worte. Guter Gedanke. Das wird aber voll in die Hose gehen.
Die Altstadt von Chefchaouen ist wunderschön. Enge Gassen, marokkanisch orientalische Shops, herrliche Gewürze und dann die Farbenpracht! Chefchaouen ist bekannt als die blaue Stadt. Ein herrliches sattes Blau, gepaart mit den bunten Auslagen der Geschäfte, ist es eine Augenweide. Es wäre ein entspannter Bummel geworden, hätten wir nicht Hund Rocky an der Leine, und wären nicht überall Katzen. Chefchaouen ist ein Katzen Paradies. Für uns: eine Katzen Hölle. Katzen sind in Marokko heilig, das ist eine (unbestätigte) Überlieferung aus dem Koran.

Die heiligen Katzen haben also nicht nur Hausrecht, sondern auch ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein, Kampfgeist und so gar keinen Bock auf unseren hysterisch bellenden und an der Leine ziehenden Rocky. Die Stimmung sinkt. Da die Hoheiten die Restaurants sowohl unter, als auch auf (!) den Tischen bevölkern, droht unser Dinner zu platzen. Letztendlich finden wir eine Dachterrasse, auf der ‘nur’ zwei Katzen wohnen. Richtig Hunger haben wir eh nicht mehr. Renés Stimmung sinkt weiter als er festgestellt, das es kein Bier gibt, beziehungsweise gar keinen Alkohol. Islamisches Land halt. Geht es noch schlimmer? Ja! Wir stochern im Couscous, als der Muezzin sein Abend-Gebet beginnt, und wir direkt gegenüber der Moschee sitzen. RockY beginnt nun auch noch zu jaulen, ist ihm wohl zu laut. Hilfe!!! Wir wollen nur noch zurück auf den Campingplatz. Aber: Wo war doch gleich der Aufgang mit den Stufen?
Lost in Chefchaouen – Der Tiefpunkt
Zurück geht es durch die engen Gassen. Mittlerweile ist es 20 Uhr, und dunkel. Menschenmassen, ganze Schulklassen und Bus-Ladungen quetschen sich durch die Gässchen. RockY (und wir auch) mögen viele Menschen auf einem Haufen überhaupt nicht. Damit haben wir jetzt nicht nur ein Katzen-Problem, sondern auch noch eine Menschen-Problem. Und…… wo ist der verk*ck** Aufgang mit den Stufen???
Man ahnt es: Wir verlaufen uns komplett. Keine Ahnung, wo wir sind. Zu allem Überfluss versagt unsere bei Carlos gekaufte SIM Karte den Dienst, nix Google Maps, kein Internet. Wir beschließen unser Leid zu beenden, und ein Taxi zu nehmen. Haha. Leichter gesagt als getan. Wo ist denn hier eine Auto-Straße?? Irgendwie schaffen wir es raus aus der Altstadt, finden einen gut besuchten Parkplatz mit Parkwächtern,,,, aber kein Taxi. Und keine Straßenbeleuchtung! Es gibt zwar hübsch anzusehende Laternen, die sind jedoch nicht eingeschaltet. Es ist stockdunkel, wenn nicht gerade ein Auto vorbei fährt. Wir versuchen bei den Parkwächtern ein Taxi zu bestellen. Ohne Erfolg. Irgendwann sitzen wir völlig entnervt im Dunkeln auf einer Mauer – als eine Hunde-Meute heran rauscht und unseren Rocky anbellt. Der Parkwächter verscheucht sie. Wir sagen gar nichts mehr. Starren nur noch vor uns hin. Der Tiefpunkt.
Dann endlich! Kommt ein Taxi. Wir werfen uns quasi auf die Kühlerhaube, reißen die Tür auf und springen hinein. Ich sehe zwar am Blick des Fahrers, das er über einen Hunde-Passagier nicht glücklich ist, es ist uns egal. Wir nennen unser Ziel, und fahren sage und schreibe 15 Minuten durch den Ort. Wo um Himmels Willen waren wir denn? Am ganz anderen Ende von Chefchaouen offensichtlich. Glücklich am Campingplatz angekommen verlangt der Fahrer 40 Dirham (4 Euro), wir zahlen im 50 und bedanken uns überschwänglich. Hallelujah!
Ein erstes Fazit
Das war genug Action für einen Tag. Nun erstmal ausruhen und morgen oder übermorgen in Ruhe Chefchaouen erkunden. Wohlgemerkt: getrennt voneinander. Auf keinen Fall werden wir nochmal mit Rocky in die Altstadt gehen. Wir unternehmen getrenntes Sightseeing und kochen abends im Wohnmobil, dann gibt’s auch Bier! Prost!
Im nächsten Blog erfahrt ihr mehr über Chefchaouen, das Zentrum des Haschisch Anbaus, mit TodesUrteil für Ausländer, und was es mit der Farbe Blau auf sich hat.
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Wenn du einen Esel fliegen siehst, sag nur, Allah ist zu allem fähig.
Marokkanisches Sprichwort