Häng’ an “KL” einfach ein “O”
Rene bringt Kuala Lumpur auf den Punkt. Nach Bangkok und Singapur fällt KL(O) deutlich ab. Das Stadtbild ist geprägt von Hochhäusern und Baustellen, überall hämmert, dröhnt und baggert es. Schneller, höher, weiter – neue Straßen, Brücken, Über- und Unterführungen. Ein Taxifahrer erzählt “vor 40 Jahren gab es hier nur Regenwald”. Heute gibt es Hochhäuser in der Stadt, und kilometerweite Palmöl-Plantagen drumherum – wie der Landeanflug offenbart, als wir minutenlang im Sinkflug über Palmöl-Plantagen cruisen.
Nur zwei Millionen Einwohner bevölkern die Stadt (Bangkok hat 8 Millionen), davon sind die Hälfte Chinesen, 39% Malaien und 6 % Inder. Hinzu kommen Araber, Sri-Lanker, Europäer, Indonesier und Philippiner. Buddhisten stellen ein Drittel der Bevölkerung, Muslime die Hälfte, hier und da einige Christen und Hindus. Und Konfuzianer! Was bitte sind Konfuzianer?
Der Menschenschlag in KL ist ungewohnt für uns, viel dunkler, stechende schwarze Augen und Blicke, die ich als Frau ungerne erlebe. Das war selbst in Sabah – dem malaysischen Teil von Borneo – nicht so. In KL wird geglotzt, gerülpst und gespuckt. Eine extrem hohe Luftfeuchtigkeit sorgt für muffige Luft – also permanenten Gestank – und Schwitz-Attacken. Lecker.
Wie bekommt man die Ente so platt?
Wie immer in Asien besuchen wir diverse Märkte aber auch hier kann KL nicht mithalten: Der Central Marke
ist nett und adrett für Touristen rausgeputzt. Der Chinese Market bietet neben TUSK (Taschen-Uhren-Sonnenbrillen-Kitsch) die üblichen Tiere zum Essen und mitnehmen – wie bekommt man Enten so platt? Fährt einer mit dem Bulldozer darüber? – ist aber doch schon arg schmuddelig.
Doch es wird noch schlimmer: der viel gepriesene Samstags-Markt Lorong Tuanka Abdul Rahmen – juhu, heute ist Samstag – entpuppt sich als miefiger, stinkiger und übervoller Ramsch-Markt. Auf dem circa 2 Meter breiten Laufweg zwischen den Ständen verteilen sich zahlreiche Bettler mit und ohne Rollstuhl, und strecken einem ihre nicht mehr vorhandenen Gebeine entgegen. Der Tiefpunkt? Mitnichten!
Erstunken auf dem Markt
Nun kommt der lokale Food-Markt in Kampung Baru, einer Gegend, die andere Reiseberichte romantisch-verklärt als das ‘wahre alte KL’ beschreiben. Nix wie hin also. Raus aus‘m Bus, wir suchen den Markt. Gucken uns dabei das Viertel an. Dreck, Müll und tote Ratten lassen keine Romantik aufkommen. Dann kommt der Markt. Kaum in einem der Gänge bin ich sicher: ‘Die schei**en hier zwischen ihre Essens-Stände”. Es gibt kein Zurück, es ist zu eng. Also weiter. Ein Kiste mit Lehmklumpen. Kann der Gestank noch schlimmer werden? Ja! Die Lehmklumpen bewegen sich. Kriechen. Und stinken. Kommt der Verkäufer: “lecker! Schnecken”! Er bleckt seine nicht-mehr-vorhandenen Zähne, und macht Schlürf-Geräusche. Ich soll probieren…..vielleicht wurde ich ohnmächtig, ich weiß es nicht mehr…. Im Nachhinein betrachtet eine interessante Erfahrung: der erste asiatische Markt, der meine West-europäischen Grenzen gesprengt hat. Fluchtartig verlassen wir den Markt und die ‘romantische’ Gegend.
Es gibt Reis, Baby
Ein Muss für jeden KL-Touristen sind die Batu Caves – Höhlen. Wir haben Glück in das indische Pongal Festival hineinzuplatzen, eine Art Erntedankfest, das den Reis ehrt. Verkehrschaos bei der Anreise, dann jedoch offenbart sich eine farbenfrohe Völkerwanderung, die wir in dem Ausmaß auch noch nicht gesehen haben. Begleited von unzaehligen frechen Affen erklimmen wir die 271 Stufen zur Höhle gemeinsam mit Touristen und den Reis-Anhängern. Welch Spektakel bei 35 Grad und fast 100% Luftfeuchtigkeit.
Nun reicht es aber auch, genug geschwitzt, und am Pool kann man dank der Baustelle nebenan auch nicht liegen. Kurzerhand verkürzen wir den geplanten fünf Tage Trip in KL(O) auf drei, und verbringen lieber noch einige Tage in Dubai. Am Strand. Auf der Palme. Ohne Schnecken.
Tropen-Paradies Bunga Raya
Aber gehen wir zurück zum Anfang unserer Reise, von Brunei in West-Borneo flogen wir nach Kota Kinabalu in den malaysische Teil von Nord-Borneo: Sabah! Wir verbringen herrlich entspannte Tage im tropischen Inselparadies Bunga Raya bevor uns Air Asia von Kota Kinabalu nach Sandakan bringt – und damit zu den Orang-Utans und in den Dschungel.
Die gefährdeten Orang-Utans
Die Rodung des Regenwalds und die Aufstockung der Palmöl-Plantagen nimmt den Orang-Utans den Lebensraum. Wir besuchen ein Waisenhaus, eines der vielen Hilfs-Zentren in Borneo, und beobachten die Tiere in – mehr oder weniger – freier Wildbahn. Das ist ein ganz klarer Fall von Hackordnung. Das größere Tier hat das Sagen, die Kleineren kuschen. Dieses Urgesetz versteht jeder – außer unser Hund 😉 Auch bin ich jetzt sicher: Alf kam nicht von Melmac, sondern war ein Orang-Utan! Die Ähnlichkeit ist frappierend.
Es folgt das Dschungel-Camp: Auf dem Kinabatangan Fluss – mit über 500 KM der 2. längste Fluss Borneos – geht’s 2 1/2 Stunden in flotter Fahrt landeinwärts, vorbei an Krokodilen, wild lebenden Orang-Utans, unzähligen Affen und Vögeln. Eine Übernachtung in der Sukau Lodge und vor dem Dinner gibt’s nochmals eine Bootstour auf kleinen Seitenarmen noch tiefer hinein in den Urwald. Wir haben Glück und sehen sogar die kleinen Pygmaen Elefanten bei der Flussdurchquerung.
Über Sandakan geht’s zurück nach Kota Kinabalu, und weiter mit Malaysian Airlines nach KL(O). Überraschenderweise ist die malaysische Fluggesellschaft eine “dry Airline”, kein Alkohol, auch nicht auf internationalen Flügen. Wir sagen ‘Prost’ mit Apfelsaft, und träumen von Emirates und dem Champagner. Diese ‘dry’ Geschichte scheint populär zu werden…. erst Brunei, nun MAS…. Borneo hat uns gefallen, ist jedoch eher ein Paradies für Natur-Liebhaber und Ornithologen. Oder wie Rene sagt: “In Borneo ist man gut zu Vögeln”