Vier Tage Pommes und Bier, dann ist das Wohnmobil endlich repariert. Auf der Straße ab nach Süden. Ab nach Hause.

Montag morgen. Punkt 7.30 Uhr wie verabredet steht der Abschleppwagen vor uns. Das WoMo wird mitgenommen und ich heule fast. Sieben Stunden dauert die Reparatur, eine komplett neue Kupplung für 750 Euro. Damit sind wir noch günstig davongekommen, Kupplungen können in anderen Ländern locker das doppelte kosten. Es war eine glückliche Fügung, das die Kupplung unseres 12 Jahre alten Gefährts ausgerechnet in Polen den Geist aufgab.

Um 15 Uhr sind wir vereint mit dem Wagen, und fahren direkt los. Zumindest wollen wir einige Kilometer machen, und etwas anderes als Pommes und Bier zum Dinner, das ist das Ziel.

Pommes, Waffeln und Bier

Denn so nett der Campingplatz auch gewesen ist, so sehr sie uns geholfen haben: es gab keinen Supermarkt, und nur eine kleine Snackbar. Wir waren auf den Notfall nicht vorbereitet und hatten keine Vorräte eingekauft. Somit hieß es jeden Abend: Pommes mit Bier in der Snackbar. Wahlweise Hotdog oder Hamburger, deren Anblick mich jedoch zum Vegetarier werden ließen. Aber eine Waffel mit Sahne geht! Nach vier Tagen fühlte ich mich völlig vergiftet, aufgedunsen und brauche dringend etwas gescheites zwischen die Zähne.

(Geheim)-Tipp: Fernfahrer Restaurants

100 Kilometer weiter, 60 Kilometer vor Katowice, auf der Landstraße 78 übernachten wir. Die 78 ist eine LKW Rennstrecke, ein 40 Tonner hängt hinter dem nächsten. Es gibt keine Autobahn auf diesem Streckenabschnitt in Süd-Ost Polen, somit donnern die Schwertransporter durch die kleinen Orte. Über Zebrastreifen. Zentimeter an Bordsteinkanten vorbei. Die Fahrer müssen echt was drauf haben, diese Riesen-Fahrzeuge zu lenken. Mich graust es beim Gedanken hier zu leben. Das ständige Donnern der Fahrzeuge, die ständige Gefahr beim Straße überqueren.

Entlang dieser Landstraße 78 reiht sich ein Restaurant mit großen Parkplätzen für die Übernachtungen an das nächste. Uns wurde vor langer Zeit bereits gesagt: „Fernfahrer Restaurants sind die besten: billig und gut“. Stimmt! Wir dinieren vorzüglich, und bezahlen fast nichts. 1 normales Schnitzel, 1 Jäger Schnitzel, 1 Hühnersuppe (selbst gekocht mit Fettaugen) und drei Bier für ….. tadaaaa….. 13 Euro!! Übernachtung umsonst zwischen den LKWs. Wir kommen uns ziemlich klein vor, sind aber so vollgefressen das wir früh einschlafen.

Ruckzuck geht’s weiter früh am nächsten morgen

Nun verlassen wir Polen, und wollen Stecke machen. Die verlorenen vier Tage fehlen uns im Reiseplan, und wir streichen Slowakei, die Tatra und Slowenien. Schade. Wir sehen uns im nächsten Jahr! Statt dessen geht’s durch das östliche Tschechien, über Brno, nach Österreich. Die Landschaft in der östlichen Tschechei erinnert mich sehr an Deutschland. Und: endlich Autobahn.

Weinanbaugebiet Pavlov!

Kurz vor der österreichischen Grenze übernachten wir auf tschechischer Seite. Was wir nicht wussten: das ist ein Weinanbaugebiet. Na, so ein Zufall, da sind wir ja genau richtig. Im kleinen Ort Pavlov stehen wir am See, und erkunden abends den Ort. Reizend! Völlig unentdeckt. Ein so schöner See, ein rustikaler Ort – warum immer zu den Touristen hotspots, wenn es auch ursprünglich geht. Natürlich machen wir eine Weinprobe (lecker!), und die bestellte Bretteljausen entpuppt sich als köstlicher herzhafter Snack mit echten Wammerln – René ist völlig aus dem Häuschen vor Glück.

Keine Oma im Baltikum

Endlich mal herzhaftes selbst gekochtes wohlschmeckendes Essen! Denn leider war das Baltikum kulinarisch für uns eher ein Reinfall. René hat keine Oma gefunden, mit der er kochen konnte. Wohl auch, weil es ‚das‘ Baltische essen nicht gibt!? Die Wälder sind voller Pilze wie Pfifferlinge, voller Wild wie Reh, Hirsch, Wildschwein. Nichts davon findet sich auf den Speisekarten! Uns wurde gesagt, die Balten wissen nichts damit anzufangen. Oder wir hatten kein Glück beim suchen? Wir wissen es nicht, aber sind schon ein wenig enttäuscht.

Österreich calling

Dann geht es auch schon über die Grenze nach Österreich und damit sind wir nach sieben Wochen zurück in West-Europa. Erster Stop: ein Frühstückslokal, in dem wir endlich knackig frische Brötchen mit großem Genuss verzehren. Der Genuss hat seinen Preis: wir zahlen 30 Euro für das Frühstück. Alleine ein zusätzliches Ei schlug mit 2,10 Euro zu, wehe, wenn das Huhn nicht glücklich ist! Tante Erika, die in Salzburg lebt, sagte uns bereits, das Österreich teuer geworden ist. 30 Euro für ein Frühstück finden wir auch happig, aber es war schon lecker.

Und dann geht der Stress mit dem Internet wieder los, wir brauchen eine SIM Karte für unseren wifi Router. Im Baltikum, und in Polen kauften wir eine solche Karte an jeder Tankstelle für einige wenig Euro ohne Registrierung und surften einfach los. Nicht so in Österreich. Wir kaufen zwar problemlos eine Karte für 20 Euro, zur Registrierung und Angabe all unserer Daten müssen wir allerdings zur „österreichischen Gesundheitskasse“! Wer um Himmels Willen denkt sich so einen Schmarrn aus?? Die ganze Prozedur dauert mal wieder fast zwei Stunden.

Kärnten. So schön wie vor 25 Jahren.

Irgendwann läuft auch das Internet, nun aber nichts wie auf die Autobahn. Tempomat rein. Ziel Kärnten. Im südlichsten Bundesland Österreichs war ich zum letzten Mal 1998, als ich für Harley-Davidson gearbeitet haben, und wir den 95sten Geburtstag des Motorrad-Herstellers am Faaker See organisierten. Nebenbei bemerkt, hat sich diese Veranstaltung damals zum größten Harley Event in Europa entwickelt – European Bike Week! Wow! Schon damals habe ich mich in Kärnten verliebt, und es enttäuscht nicht!

Ein Hunde freundlicher Campingplatz an der Drau, in der Nähe vom Wörthersee. Hier gefällt es uns, Rocky hat eingezäunte riesige Hundewiesen mit eigenem Planschteich zum austoben. Wir haben einen großen Stellplatz mit viel Freiraum um uns herum. Hier wollen wir bis Sonntag bleiben, und mal Urlaub machen. Die herrliche Berglandschaft begeistert mich, nach all den Wäldern und dem Flachland.

Nach Hause. Nach Hause. Nach Hause (wollen wir nicht …so ganz…)

Dann noch ein Stop Nähe Gardasee, und Anfang September geht’s auf die Fähre von Genua nach Barcelona, und von dort nach Hause nach Andalusien. Unsere Tour neigt sich also dem Ende entgegen. 9,5 Wochen vergehen sehr schnell. Ein bisschen Wehmut schwingt mit, so richtig zieht es mich nicht nach Hause.

Neue Ideen – neue Reiseziele

Wie erwartet haben wir mit dem Reisen im Wohnmobil unsere neue Leidenschaft gefunden, und die nächsten Ziele reifen bereits in unseren Köpfen: im Winter geht’s nach Marokko! Für uns ist das nur ein Katzensprung, von Algeciras mit der Fähre rüber nach Tanger in Afrika. Und im Sommer 23 geht’s dann drei Monate auf den Balkan! Über Slowenien und die Slowakei. Inklusive Albanien. Rumänien. Bulgarien. Ungarn. Stay tuned!

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Sabine von Reth
Rene von Reth

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