Eine SCHOTTLAND Rundreise
Highlands und Hebriden, Whiskey und Weite, Schloesser und Schafe – dieses Land hat viele Gesichter

Schotten über Engländer: „Als Gott Schottland erschuf, rief er den Erzengel Gabriel zu sich und sagte: „Sieh dir das an. Ich habe diesen Leuten wunderschöne Berge, Landschaften und Täler gegeben, ein Überfluss an wild lebenden Tieren, unendlich weite Wälder und das klarste Wasser auf der ganzen Welt. Sie haben den besten Whisky, wilden Lachs und eine herrliche Küste!“. Gabriel antwortete „Wow, es sieht so aus, als würdest Du sie richtig verwöhnen“. Worauf Gott antwortete: „Na, dann sieh mal, welche Nachbarn ich ihnen gegeben habe“.

Dieser Jahrhunderte alte Witz beschreibt einmal mehr den Zwist zwischen Schotten und Engländern, der bis heute andauert. Jedoch mittlerweile nur noch in Form von Witzen. Gar nicht witzig waren die früheren kriegerischen Auseinandersetzungen, was die Schlacht um Culledon und die Verbannung Maria Stuarts ins Exil belegen.

Während einer fünf Tages Selbstfahrer Rundreise durch „Ecosse“ so der Schottische Name Schottlands, erkunden wir die Geschichte des Landes, schauen uns Schlösser und Burgen an, und übernachten sogar in eben diesen. Wir erkunden die Traditionen, sehen was es mit dem Whisky auf sich hat und spielen eine Runde Golf in St. Andrews- DEM Golfplatz der Golfplätze. Unsere Tour beginnt in Edinburgh, der Hauptstadt des Landes.

Edinburgh

Edinburgh (410.000 Einwohner) liegt im südlichen Teil Schottlands, und wird zu Recht als schönste Stadt des Landes beschrieben. Das Stadtbild besticht durch seinen Jahrhunderte alten Charme. Auf den breiten Straßen, Kreuzungen und halbmondförmig angeordneten Straßenzügen liegt noch heute das Kopfsteinpflaster längst vergangener Tage. Wer hier wohl alles schon rüber gelaufen ist, fragt man sich unmittelbar. Auch kulturell hat Edinburgh eine Menge zu bieten. Das offizielle „Museum of Scotland“ beheimatet exzellente Sammlungen und Ausstellungen zur Geschichte des Landes, und in der Kunstgalerie finden sich die Werke berühmter Künstler wie Rubens, Holbein und Tizian.

Der eigentliche Höhepunkt ist – im wahrsten Sinne des Wortes – die inmitten der Stadt thronende Burg „Edinburgh Castle“. Hier sind die Kronjuwelen des Landes beheimatet, hier lebte Maria Stuart und hier wurde die Geschichte des Landes maßgeblich geschrieben. Beim Rundgang empfiehlt sich das Ausleihen eines Audio Rekorders, der auch in deutscher Sprache verfügbar ist und einen locker und entspannt durch die alten Gemäuer fuehrt.

Im Castle befindet sich die berühmte Kanone „Mons Megâ“, die 1558 bei der Hochzeit von Maria Stuart Salut schoss. Überhaupt lernt man viel über Maria Stuart, die im Alter von nur sechs Tagen (!) zur Königin von Schottland gekrönt wurde. Besichtigen kann man auch das kleine Zimmer, in dem Maria Stuart ihren Sohn James gebar, dem späteren James I von England. Beim Rundgang über den Burghof stößt man in einer Ecke einen Hundefriedhof, auf dem die liebsten Vierbeiner und Maskottchen ruhmreicher Soldaten begraben wurden. Die Geschichten über das Leben der Highland Terrier Jazz, Tinker und vieler anderer bellen schaurig schön durch die Kopfhörer zu verfolgen.

Nur ein Schuss!

Wer „Edinburgh Castle“ um die Mittagszeit besichtigt, sollte um 13.00 Uhr nicht erschrecken, wenn tagtäglich die „One o‘clock Gun“ einen donnernden Schuss abgibt, nachdem die Einwohner von Edinburgh ihre Uhren stellen. Aber warum „One o’clock“, und nicht um Zwölf? Weil die Schotten nun mal geizig sind, und es wesentlich günstiger ist, nur eine einzige Kugel abzuschießen, anstelle von Zwölfen!

Wir verlassen Edinburgh Richtung Stirling, und finden 20 Meilen entfernt ein zum Hotel umgebautes Schloss auf dem 14 Jahrhundert. Das Airth Castle Hotel/ ist ein imposantes altes Gebäude, dass mit Himmelbetten und im alten Turm eingebauten Badezimmern zum Verweilen einlädt. Wir genießen die alten Mauern und fragen uns erneut ‚wer hier wohl schon alles übernachtet hat?!‘.

Prost! Schottisches Frühstück

Nach geruhsamer Nacht geht’s zum Frühstück, und hier erleben wir gleich die erste Überraschung des Tages. Auf dem Buffet finden wir neben allerlei Leckereien eine Flasche Whisky neben einem Topf mit dampfendem ‚Hot Porridge‘. Nachfragen ergeben, dass es sich hierbei um eine echte Schottische Frühstücks-Spezialität handelt. ‚Porridge‘ mit Whiskey! Nun gut, wenn es Tradition ist, probieren wir es. Prost Frühstück!

So gestärkt – und ein ganz kleines bisschen beschickert – kann es losgehen. Wir passieren Stirling und fahren gen Norden am Loch Lomond vorbei, das sich idyllisch vor den Grampian Mountains ausbreitet. Bei Arrochar biegen wir in westlicher Richtung ab, und fahren nach Inveraray. Hier lohnt besonders ein Besuch des alten ‚Jail‘ Gefängnisses. Die ersten Häftlinge saßen 1848 ohne Heizung und ohne Wasser ein, was ein Blick in die ursprünglichen Zellen verdeutlicht. Beim Rundgang sperrt ein alter Wärter die Besucher gerne mal in die Außen-Zellen ein, was trotz Sonnenschein zu schaurig- fröstelnden Gefühlen führt. Schnell weg hier!

Isle of Skye

Unser nächstes Ziel ist die Isle of Skye, die größte der inneren Hebriden-Inseln. Auf dem Weg dorthin fahren wir mitten hinein in die ursprünglichen Highlands, und damit in eine der schönsten Natur-Landschaften der Welt. Endloser Horizont, Höhenzüge im Rostbraun und die weiten der Moore und Heideflächen; die in der Sonne schimmernden Lochs, die bei bedecktem Himmel schwarz glänzen, das sind die vorherrschenden Eindrücke.

Isle of Skye erreichen wir über eine moderne hohe Brücke. Die westliche Hebrideninsel besticht durch karge Schönheit der Natur, durch zerklüftete wilde Küsten mit steilen Klippen, und atemberaubenden Ausblicken auf die kleineren Nachbarinseln. Abseits der Hauptverkehrsstraßen herrscht die pure Idylle: einspurige Wege sind nur von Schafen und Ziegen gesäumt und führen zu einsamen Häusern direkt am Meer. Hinter Gattern blicken einen Galloway-Rinder neugierig an, und trifft man auf einen Farmer hat dieser garantiert Zeit für einen netten Plausch.

Spuckschloss

Die Chefs des traditionsreichen MacLeod Clans sitzen seit über 700 Jahren auf ihrem Spukschloss Dunvegan Castle auf der Isle of Skye. Während einer Besichtigung des Schlosses erfährt der Besucher von der berühmten Feen-Flagge des Clans. Interessant ist die Betrachtung der im 17. Jahrhundert renovierten Räume im Gegensatz zu dem direkt dahinter befindlichen ursprünglichen Zustand aus dem 12. Jahrhundert – gespenstisch. Ein Blick in den Kerker lässt einen frösteln: Mit eindrucksvollen Tönen untermalt, sind die Qualen der inhaftierten Kreaturen nur zu erahnen. Der heutige Clan Chef ist übrigens sehr Geschäftstüchtig: er betreibt ein Restaurant, er singt und verkauft seine gälisch/schottischen musikalischen Werke im Schloss, er vermarktet Dunvegan Castle für Hochzeiten und andere Gesellschaften und er vertreibt seinen eigenen Whisky.

Für Hartgesottene: Haggis

Nach so viel Geschichte und Natur ist es Zeit für eine Stärkung. Als Schottische Spezialität wird Haggis angepriesen. Haggis ist eine Kugel, von der einzelne Scheiben abgeschnitten und serviert werden. Diese Kugel besteht aus Schafmagen und ist gestopft mit Lunge, Herz und Leber der Pullover-Schweinchen. Lecker! Kippt man vor und nachher einige Whisky, dann geht das schon mit dem Haggis.

Zum Übernachten bieten sich zahlreiche B+B Bed + Breakfast an, die hier in der Einöde sauber, gepflegt und mit rund 30 Pfund bezahlbar sind. Grundsätzlich ist Schottland um einiges günstiger als London, was kaum verwundert. Was jedoch verwundert sind die Geschäftsgebaren einiger Restaurants: Es kann schon passieren, dass es ab 20 Uhr nicht mehr gibt, weil der Chef heute schon genug verdient hat. Nun denn.

Loch Ness?

Ein neuer Tag beginnt und gut erholt führt der Weg von der Isle of Skye in Richtung Inverness. Auf dem Weg passieren wir Loch Ness, was jedoch nichts anderes ist als Touristen Nepp. Es gibt weitaus schöneren Lochs.

Gemetzel in Inverness

Inverness (38.000 Einwohner) ist die Hauptstadt der Highlands, und liegt als Dreh- und Angelpunkt zwischen dem nördlichen und dem zentralen Hochland im Nord-Osten Schottlands. Nur 5 Meilen Östlich von Inverness liegt Culloden, und damit das schlimmste Schlachtfeld der schottischen Geschichte. Im Jahre 1746 wurden die stolzen Hochländer von Englischen Truppen innerhalb von nur einer Stunde niedergemetzelt. Nach dieser Schlacht herrschten die Engländer in Schottland. Verboten wurden die alten Hochland-Traditionen mit ihren Clans, den Tartans und Dudelsäcken. Fortan herrschten Englische Sitten und Gebräuche. Das alte und ursprüngliche Schottland ist bis heute zerstört. Alles rund die Schlacht, die Zeit zuvor und danach ist im Besucherzentrum von Culloden eindrucksvoll anzusehen.

Besonders hier an der Nord-Ostküste wird das simple und einfache Schottland sichtbar. Die kleinen Fischer-Orte sind nicht touristisch überlaufen, entlang des Coastal Trails finden sich beinahe unberührte historische Orte. Wer mag hält an und spielt eine Runde Golf auf einem der zahlreichen Beach Golf Plätze. Oder hält einen Plausch mit den alten Einheimischen, die einen interessiert begrüßen.

Denn grundsätzlich sind die Schotten aufgeschlossen und freundlich. Lediglich der Akzent ist etwas Gewöhnungsbedürftig.

Whiskey

Neben dem Coastal-Trail bietet die Gegend zwischen der Nord-Kuste und Aberdeen den Whisky-Trail, den Castle-Trail und den Victorian-Heritage-Trail. Wer genug alte Steine und Geschichte gesehen hat, sollte unbedingt eine Whisky Brennerei Besichtigung mitmachen. Selbstverständlich mit Whisky Verkostung. Mit Akribie und Hingabe fuhren Mitarbeiter durch die Brennerei, die den Whisky garantiert schon mit der Muttermilch aufgezogen haben. Der Destillerien gibt es jedenfalls in dieser Gegend genug.

Das Golfer Herz hüpft in St. Andrews

Die Weiterfahrt geht in Richtung Süden an Aberdeen vorbei mit dem Ziel St. Andrews. Bevor wir aber das Heiligtum des Golf-Sports betreten, wollen wir uns noch einmal richtig ausruhen – in einem echten alten Englischen Herrenhaus, das heute ein Hotel ist. Wer sich etwas besonders gönnen mochte, ist in https://craigsanquhar.com/ genau richtig. Das Haus hat ein stilvolles und elegantes Ambiente, und ist trotzdem auf dem neuesten Stand renoviert. Der an der Außenfassade hochrankende Efeu unterstreicht liebevoll das historische Gebäude. Die insgesamt 14 Zimmer leben von den Antiquitäten, die geschickt die Eleganz des Hauses unterstreichen. Craigsanquhar ist genau das, was man sich unter einem romantischen, alten schottischen Herrenhaus mit riesigen Ölgemälden im eleganten Treppenhaus vorstellt, und damit ist es nicht verwunderlich, dass das Haus oftmals Hochzeitsgesellschaften beheimatet. Prädikat: Unbedingt empfehlenswert!

Der nächste Morgen: St. Andrews: Das Herz des Golfsports! Ein Muss für jeden Golfer! Hier wurde der Golfsport erfunden, hier befindet sich der Royal and Anvcient Golf Club, gegründet 1754, der nur auf Empfehlung betreten werden darf. St. Andrews bietet insgesamt sechs Golfplätze an, der einzig wahre ist der Old Course, der allererste Golfplatz der Geschichte, auf dem bereits im 14. Jahrhundert Golf gespielt wurde. Hier werden Traditionen hochgehalten und geschätzt. Trollys (also Golfwagen zum ziehen) für £3 sind erst ab 12 Uhr mittags erhältlich, damit den Caddies(die einem die Golftaschen tragen)für £30 eine Chance gegeben wird. Bei dieser Popularität ist es nicht verwunderlich, dass Reservierungen für den Old Course zwei Jahre (!) im Voraus empfohlen und angenommen werden.

St. Andrews ist sicherlich Geschichtsträchtig. Seitens des Schwierigkeitsgrades, des Ausblicks oder gar der Raffinesse des Platzes gibt es sicherlich anspruchsvollere und schönere Kurse. Einzige Ausnahme: Pott-Bunker, die zum Teil 2 Meter tief sind. Nebenbei sei bemerkt, dass eine Runde Golf auf dem 18 Loch Platz mit stolzen £110 zu Buche schlägt!

Zurück in Edinburgh endet die 5-Tages Tour im April 2004

Anmerkung der Autorin, im Jahr 2023:

Mit großem Vergnügen habe ich diesen alten Artikel von mir gelesen. Ich muss feststellen, dass sich sowohl mein Schreibstil, meine Sicht auf die Dinge, als auch mein Geschmack maßgeblich verändert haben. Trotzdem habe ich den Artikel fast im Original gelassen, außer Porridge als ‚schleimigen Haferbrei‘ zu beschreiben, das habe ich gestrichen. Auch die Fotos haben beinahe Vintage Charakter, findet ihr nicht?!

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Sabine von Reth
Rene von Reth

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