An der Grenze zu Rumänien
Nachdem wir Belgrad Richtung Osten verlassen haben, wird es spannend auf unserer Rundreise im Wohnmobil mit Hund. Wir erleben das pure Serbien. Freundliche und aufgeschlossene Menschen. Ursprüngliche Natur. Und ein Land mit immensen Potenzial, das nur leider zu wenig daraus macht. Warum? Auch das erfahren wir.
Wir verlassen Belgrad und die tropisch-anmutenden Temperaturen bereits morgens um 8.30 Uhr. Nicht das es hilft gegen die Hitze (schon um diese Uhrzeit zeigt das Thermometer 28 Grad), aber wir sind sowieso wach. Also ab nach Osten, an die Donau.
Die kurze Strecke von 111 Kilometern wird mit knapp über einer Stunde angegeben. Offensichtlich eine Rennstrecke zwischen Belgrad und der Donau, denn überall gibt es Baustellen zwecks Straßen-Verbreiterung, und mit ein wenig Stau dauert die Fahrt auch über 2 Stunden.
Gülden? Stau-Himbeeren
Geschäftstüchtige Straßenverkäufer erkennen in dem Stau potenzielle Absatzmärkte, gehen von Auto zu Auto und preisen Himbeeren an. Im Grunde sind wir Kaufwillig, bei dem uns genannten Preis von 5 Euro für ein Supermarkt-ähnliches Schälchen winken wir jedoch ab. Sicher, ganz sicher, wurde unserem Vordermann ein anderer Preis genannt. Der zweiten Verkäufer will dann auch nur noch 3 Euro, uns ist die Lust auf Himbeeren aber vergangen.
Prost! Slivovitz zum Frühstück
Wir kommen a den Seitenarm der Donau, den Silber See – Srebrno jezero. Der Nebenarm der Donau wurde durch zwei Dämme von der Donau abgetrennt, und beheimatet auf der östlichen Seite das gemütliche Camp Kalinovac, am westlichen Ende den serbischen Touristen Hotspot Beli Bagrem.
Camp Kalinovac begrüßt uns mit einem selbstgebrannten Slivovitz und einem selbstgemachte Holunder Saft. Es ist ja erst Vormittag, wir haben noch nicht gefrühstückt, und haben gleich gute Laune. Prost!
Serbische Business Gepflogenheiten
Der Campingplatz ist Familien-geführt, das Grundstück gehört der Familie seit 8 Jahren. Und das ging so: die Gemeinde wollte die Gegend beleben, und hat Grundstücke ausgeschrieben. Wer eine große Spende an die Kirche machte, bekam den Zuschlag mit der Auflage, ein lokales Business innerhalb von drei Jahren auf dem Grundstück zu starten. So entstand Camp Kalinovac 2018.
Das Nachbargrundstück liegt brach. Der Besitzer hat entgegen der Auflagen kein Business errichtet. Milans Familie möchte das Grundstück erwerben, um das Camp zu erweitern. Der Nachbar will aber nicht verkaufen. Nun schaltet sich die Gemeinde ein, aufgrund der nicht erfüllten Auflagen. Bislang alles ohne Erfolg – ‚man spricht miteinander‘. Ausgang ungewiss.
Große Egos und Klein-Geister
Die Gespräche mit Milan sind spannend. Er erzählt vom Leben in Serbien. Er war Tourismus Direktor in der Region, die wir gerade bereisen. Das ist insofern interessant für uns, da ich das Fremdenverkehrsamt Serbien vor Monaten mehrfach kontaktiert hatte, und nie eine Antwort bekam. Also frage ich Milan, wie das sein kann.
Seine Antwort überrascht… nein, überrascht eigentlich nicht. Er sagt: „Alle staatlichen Ämter unterstehen der Politik, ohne Parteibuch bekommst du keinen Job. Ändert sich die Regierung nach einer Wahl, musst du dein Parteibuch ändern.
Als Tourismus Direktor habe ich versucht, die angrenzenden Tourismus Gebiete an einen Tisch zu bringen: ich wollte die gesamte Region bewerben, nicht nur einzelne Attraktionen wie Golubac.
Was ist passiert?
Jeder einzelne Tourismus Beauftragte hatte ein zu großes Ego, fand seine Attraktion am tollsten und wollte nicht mit anderen zusammen Werbung machen. Niemand sah das ‚big picture‘.“
Fahrrad Ausflug nach Beli Bagrem
Wollen die Serben in die EU?
Nein! EU Beitritt ist unerwünscht. Das ist die klare Antwort von 70% der Bevölkerung. Warum? Weil sie ihre Neutralität behalten wollen. Serben wollen sich nicht an EU Sanktionen gegen Russland beteiligen. Sie wollen keine Waffen in die Ukraine liefern, nur um zwei aktuelle Beispiele zu nennen.
Auch interessant: Serbien liegt nicht mehr auf der Flüchtlingsroute, das ist nun Bosnien. Warum? Weil Bosnien ein muslimisches Land ist, und die meisten Flüchtlinge dem Islam angehören. Auch ist Bosnien näher an Kroatien, und damit an der EU.
Große Egos, kleine Geister.
Serbiens Potenzial wird von der Politik ausgebremst
Spazierfahrt entlang der Donau
Und dann wird es gemütlich. Nach einigen erholsamen Tagen am Silbersee geht es entlang der Donau: auf unserer Seite Serbien, am anderen Flussufer Rumänen. Ganze 100 Kilometer fahren wir entspannt auf einer toll ausgebauten Straße mit kaum Verkehr. Die Route ist ideal für Motorrad-Touren oder Wohnmobil reisen, wir treffen weder das eine noch das andere. Entlang der Route haben wir 3 Sehenswürdigkeiten: Festung Golubac, die Statue des Decebalus und das Eiserne Tor. Los geht’s.
Festung Golubac – Vor verschlossener Tür
Golubac lässt uns nicht rein. Montag Ruhetag. So bleibt uns nur der Blick über den Zaun. Schade. Denn das Internet sagt:
Die Festung Golubac ist ein verstecktes Juwel an der Donau und bietet Besuchern einen Einblick in die mittelalterliche Vergangenheit Serbiens. Diese im 14. Jahrhundert erbaute Festung spielte eine wichtige Rolle in der serbischen Geschichte. Besucher können die gut erhaltenen Befestigungsanlagen erkunden und mehr über die Rolle der Festung beim Schutz des Landes vor Eindringlingen erfahren.
Tja, am Montag leider nicht, also fahren wir weiter.
Skulptur Decebalus – Von der anderen Seite
Nur 40 Kilometer weiter. Die höchste Felsskulptur in Europa, beeindruckende 55 Meter hoch, auf der rumänischen Seite in den Fels geschlagen. Decebalus war der letzte König von Dakien, dem heutigen Rumänien, in der Zeit 85-106 n.Chr. Die Statue wurde 1994 – 2004 in den Fels gehämmert, von einem rumänischen Geschäftsmann beauftragt, der sich selbst ein Denkmal setzen wollte?!
Auf der serbischen Donau Seite gibt es Parkplätze zum anhalten, fotografieren und staunen, auch werden Bootstouren für 10 Euro angeboten. Uns reicht ein Blick zur anderen Uferseite: er sieht schon beeindruckend aus, der Decebalus.
Eisernes Tor – in voller Länge
Nur 20 Kilometer weiter kommt: Das Eisernes Tor (Djerdap-Schlucht) – ist das längste und größte in Europa . Die Đerdap-Schlucht (Eisernes Tor), die vor einigen hunderttausend Jahren durch die Trennung des Gebirgsmassivs von den Karpaten entstand, ist der schönste Teil des Nationalparks „Đerdap“.
Für uns endet die beschauliche Donau-Tour an der Brückengrenze zu Rumänien. Und somit verlassen wir die schöne Donau Strecke – die zeitweise an den Rhein erinnerte – und fahren Richtung Negotin, und dem Weinanbau Gebiet Serbiens.
Hitzefrei
Was nun kommt ist schnell erzählt: wie früher in der Schule nehmen wir uns Hitzefrei. Aufgrund der Temperaturen Mitte August im Inland von über 30 Grad, und einer durchschwitzten Nacht kürzen wir unsere Serbien Tour spontan ab.
Der Kürzung zum Opfer fallen das Weindorf Rajac mit seinen historischen Kelleranlagen, gelegen südlich der Stadt Negotin in einem uralten Weinanbaugebiet. Schade, wir mögen Weingüter.
Dann sollte es westlich gehen, Richtung Mokra Gora . Dort wollten wir in der nostalgischen Schmalspurbahn Šarganska Osmica auf einer Serpentinenstrecke durch 22 Tunnel bergauf fahren. Auch schade.
Wir gehen stattdessen auf den Autoput gen Süden, Ziel Nord Mazedonien und Albanien. Für 100 Kilometer Autoput zahlen wir 880 Dinar = knapp 7 Euro, das ist es mehr als wert, die Straße ist in einem Top Zustand und wir kommen mit dem Tempomat auf 120 eingestellt zügig voran.
Unsere Serbien Tour hat sich orientiert an dieser Tour https://www.promobil.de/touren/campingreise-durch-serbien-donau/
Recherchiert haben wir hier https://de.m.wikivoyage.org/wiki/Serbien und hier https://www.campercontact.com/en/serbia
Küche https://de.m.wikipedia.org/wiki/Serbische_K%C3%BCche
Unser Serbien Fazit
Und hat Serbien gut gefallen. Wir haben ein freundliches Land kennengelernt, mit offenen Menschen, die nur eines wollen: Frieden! Auch die junge Leute haben den Jugoslawien Krieg aus den 90er noch im Kopf, und wollen in Frieden leben. Wir haben fleißige Familienbetriebe kennengelernt, in denen alle Generationen zusammen anpacken, die sich viel Mühe geben.
Wir haben Menschen kennengelernt, die sich nicht verbiegen lassen wollen, die ‚ihr Serbien‘ im Herzen tragen. Die Stolz auf ihr Land sind, und die trotz geringem Verdienst (Durchschnittseinkommen 700 Euro pro Monat) in der Heimat wohnen bleiben.
Wir können jedem empfehlen das noch unentdeckte Land zu besuchen. Mit Englisch kommt man überall voran, und mit Euro kann man fast überall bezahlen. Geht mit einem Lächeln auf die Menschen zu, sagt fröhlich „Dober Dan“ (Guten Tag) und sie werden zurück lächeln. Daumen hoch für Serbien!
Reist virtuell mit uns
Unsere Wohnmobil Rundreise geht weiter nach Nord Mazedonien, und nach Albanien. Erstes Ziel: der Ohrid See, der Grenzesee zwischen beiden Ländern. Abonniert unseren Newsletter, und ihr werdet automatisch über neue Berichte per email informiert.