Tallinn.

Hauptstadt Estlands. 430.000 Einwohner. Altstadt und Hochhäuser. Das ist mein Idealbild einer Stadt, liegt wohl daran das Frankfurt am Main meine Heimatstadt ist. Tallinn hat es! Wunderschöne restaurierte Altstadt, mit Kopfsteinpflaster, und herrlich in der Sonne schillernde Hochhäuser. Ich fühle mich sofort wohl. Dazu gesellen sich dicke Kreuzfahrt Pötte ein Hafen und ….. tada! Der Ironmen! Wir sind genau an dem Wochenende in Tallinn, als der Ironmen stattfindet. Das heißt, große Teile der Stadt sind für den Auto-Verkehr gesperrt, dafür bevölkern Radfahrer und Läufer die Straßen.

Leider hat das Google Maps völlig durcheinander gebracht, und statt und großräumig Drumherum zu führen, führt uns Google direkt zum Ironmen Start Punkt. Super Sache. Mit dem Wohnmobil mitten drin, statt nur dabei. Nachdem wir uns alles genau angesehen haben (bei weniger als Schritt-Geschwindigkeit kein Problem) sind wir 2 Stunden später endlich am Stellplatz am Hafen. 25 Euro mit Strom, aber sicher und bequem. In Städten stehen wir nicht frei.

KGB Kommandozentrale

Ich ziehe auch direkt los, denn ich habe einen Termin! Im KGB Museum, wo ich eine Tour um 14.30 Uhr gebucht habe. Das war clever, denn die Tour ist ausgebucht, wie ich beim Eintreffen erfahre. 12 Euro für eine Stunde KGB im Viru Hotel. Anders als in Riga, als ich das KGB Gefängnis besichtigte und mich gruselte, besuche ich in Tallinn die KGB Kommandozentrale. Also quasi die Mutter aller Abhör- und Spionage Zentralen. James Bond lässt grüßen, er hat garantiert hier gelernt.

Mit 20 anderen Teilnehmern begrüßt uns Tourguide Pavel. Der erste Eindruck ist ‘russisch und knochentrockenen’, wenn man aber genau hinhört zünden seinen Witze grandios.

Also, das Viru Hotel wurde 1972 eröffnet, vorher gab es kaum Hotels in Tallin, schon gar keine um ausländische Staatsgäste zu empfangen. Das war vorher nicht nötig. Gleich zu Beginn zog das KGB mit in den 23. Stock ein, offiziell und im Fahrstuhl hat das Hotel nur 22. Stockwerke. Die KGB Kommandozentrale war natürlich geheim.

Die 1000 (!) Angestellten des Hauses damals durften davon nichts wissen. Heute hat das Hotel nur 100 Angestellte, das reicht. Die Sowjets haben sich früher mit ‚Vollbeschäftigung’ gebrüstet, erzählt Pavel. Klar, wenn man zum Schnürsenkel zubinden jemanden einstellt, hat man keine Arbeitslosen. Damals gab es alles, Schneider, Schuster, Bäcker, Metzger, und es gab Babuschkas!

Diese Babuschkas waren russische Damen die auf allen Hotel Fluren saßen und vermerken, wer wann zu den Zimmern kam und ging.

„Nur” 60 Zimmer im Hotel waren verwanzt und wurden abgehört. Man nannte die Bauart “Microconcrete Walls” – die Wände waren halb aus Zement, und halb aus Mikrofonen. Verwanzt waren selbstverständlich die Restaurants, mit Wanzen im Brotkorb und die Bars, mit Wanzen in Aschenbechern. Übrigens soll das noch heute eine gängige Technik sein, und zwar in Turkmenistan und Nord Korea, erzählt Pavel.

Die verwanzten Zimmer wurden genutzt für Politiker, aber auch für Fremdenführer. Eigentlich für jeden, der mit Ausländern Kontakt hatte. Die 1000 Hotelangestellten wurden nach Sprachkenntnissen eingestellt: sie durften keine andere Sprache außer Russisch und Estnisch sprechen, um keinen Kontakt zum Ausland aufbauen zu können. Interessant, heute ist es umgekehrt: je mehr Sprachen, desto besser.

1991 hat das KGB das Hotel verlassen, alle Geräte inklusive Möbel jedoch stehen gelassen. Das schauen wir uns heute an. Eine Metallplatte am Holz Schreibtisch weißt noch heute auf “KGB Eigentum” hin.

Das KGB Museum ist weitaus weniger gruselig als das Gefängnis in Riga. Das KGB Gefängnis in Tallin erspare ich mir, auch wenn es nur 100 Meter entfernt ist.

Schräg gegenüber beginnt die Altstadt, und auch die Straßen sind für den Ironmen abgesperrt. Entlang der Absperrung kann man wunderbar sitzen, Bier trinken, und die Läufer beobachten. Genau das tun wir dann auch am Abend. Danke Tallinn, du bist mein derzeitiges Highlight der baltischen Städte! Ihr findet Stadt Infos zu Tallin im Internet, visit Estonia ist eine tolle Webseite.

Unsere Tour geht weiter an den Peipsi See, dem GrenzSee zwischen Russland und Estland. Hier wird uns die ganze Tragik des Krieges bewusst, so nah und doch so fern. Darüber, über die geschäftstüchtigen Alt-Gläubigen, und das estnische Landleben lest ihr im nächsten Beitrag in einigen Tagen. Vielen Dank für euer Interesse, wir freuen uns sehr darüber.

 

Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf Reisen.
Johann Wolfgang von Goethe

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